Das Wunderkind der Leichtathletik
Stabhochspringer Armand Duplantis holte sich mit 18 in Berlin EM-Gold.
Es ist etwas mehr als ein Jahr her, da widmete die „New York Times“einem gewissen Armand Duplantis eine riesengroße Geschichte. Titel: „Der Tiger Woods der Leichtathletik.“Und legte damit die Latte, gelinde gesagt, ziemlich hoch. Armand Duplantis ist Stabhochspringer. Und sein Ziel ist es, Latten zu überspringen, die sehr hoch sind. Das tat er schon als „Wunderkind“, das tat er auch Sonntag spätabends im Berliner Olympiastadion. Dort, wo der gerade 18-Jährige die hochkarätigste EM-Konkurrenz aller Zeiten im Stabhochspringen gewonnen hatte, die es je gab. Mit einer persönlichen Bestleistung von 5,93 Metern war er in den Bewerb gegangen, Gold holte er schließlich mit übersprungenen 6,05 Metern – nur der große Sergej Bubka ist im Freien je höher stabhochgesprungen als Duplantis.
„Junger Schwede“, ist man da versucht auszurufen, denn alt ist „Mondo“, wie er gerufen wird, wirklich nicht. Dabei hat Duplantis mit Schweden nicht viel zu tun, sieht man von seiner schwedischen Mutter ab. Aufgewachsen ist er in den USA, als Sohn einer Siebenkämpferin und eines US-amerikanischen Stabhochspringers. Für Schweden startet der junge Mann, der an der Louisiana State University studiert, nur aus taktischen Gründen – denn so erspart er sich die harten Qualifikationsbewerbe in den Staaten vor Großereignissen. Schon als Kind war klar, dass der Stab seine Passion ist – als er mit einem Besenstiel über die Wohnzimmercouch hechtete. Im Garten des Hauses in Lafayette installierte der Vater eine Stabhochsprunganlage fürs Training. Mit Erfolg: Duplantis hält praktisch alle Nachwuchsweltrekorde – und ist nun auch Europameister.