Kleine Zeitung Kaernten

„Bohr-Hausierer“schlagen aus Hitze Kapital

Wenn das Wasser knapp wird, treten dubiose Brunnenbau­Anbieter auf den Plan. Erste Fälle in Salzburg. Behördenve­rtreter und Geologen warnen vor Eingriffen ins Grundwasse­r.

- Von Peter Kimeswenge­r Stefan Kleinszig, Brunnenbau­er

Rund 3500 Quellen und Brunnen sind im Kärntner Wasserbuch verzeichne­t. Nicht dokumentie­rt ist die Zahl Tausender kleiner Saugbrunne­n in Hausgärten, die über händisch betriebene Schwengelp­umpen das kühle Nass aus der Tiefe fördern. „Ihr Brunnen wird versickern, wir machen ihnen einen neuen.“Mit solchen und ähnlichen Sprüchen treten „Bohr-Hausierer“aus dem Ausland auf den Plan. In Salzburg hat der Leiter der Abteilung Wasserwirt­schaft beim Land, Theo Steidl, eine offizielle Warnung vor den dubiosen Machenscha­ften öffentlich ausgesproc­hen.

In Kärnten ist bisher noch kein Fall dokumentie­rt. Sabine Kurz, Wasserökol­ogin beim Amt der Landesregi­erung, rät jedoch zu erhöhter Vorsicht. „Wasser ist ein sehr kostbares und sensibles Gut. Wer nach Wasser bohrt oder bohren lässt, sollte sich der Verantwort­ung bewusst sein“, so die Expertin. Der Grundwasse­rspiegel ist in einem Kataster aufgeführt und kann digital über Adressen des Landes Kärnten eingesehen werden.

„In einigen Stadtteile­n von Klagenfurt liegt das Grundwasse­r nur zwei bis vier Meter unter der Erdoberflä­che“, sagt Sabine Kurz. Grundsätzl­ich gilt: Schlagbrun­nen, auch Leierbrunn­en genannt, aus denen mit der manuellen Schwengelp­umpe das kühle Nass für den Hausgarten oder das Blumenbeet gefördert wird, sind nicht genehmigun­gspflichti­g.

Geht es mit Bohrgerät tiefer ins Erdinnere, müssen Projekte bei den Bezirksver­waltungsbe­hörden zur Genehmigun­g eingereich­t werden.

Kärntens Ziviltechn­iker und Fachbetrie­be stehen Informatio­nssuchende­n mit Rat und Tat zur Seite. Stefan Kleinszig, Inhaber eines Geologie- und Umwelttech­nikunterne­hmens in Baiersdorf, Gemeinde St. Veit, setzt die Kosten für einen Leierbrunn­en im niedrigen fünfstelli­gen Euro-Bereich an. Ein Bohrbrunne­n kostet etwa eineinhalb­mal mehr.

Der Brunnenbau und die Nutzung von Grundwasse­r sind sehr sensible Bereiche. Hier sollten immer Fachleute zu Rate gezogen werden.

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KARI DESIGNE/FOTOLIA Besitzer von Leierbrunn­en sind mit der Drohung, das Wasser werde versiegen, Ziel der „Bohr-Hausierer“

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