„Ein Brecher bin ich noch nicht“
INTERVIEW. WAC-Spieler Michael Liendl verrät nach dem Remis gegen Rapid, warum sie unzufrieden waren, wie er sich als Offensivmann fühlt und was heuer für den WAC spricht.
Ein Punkt auswärts gegen Rapid Wien und dennoch waren die WAC-Spieler unzufrieden. Wieso denn das?
Im Vorhinein nimmt man einen Punkt gegen Rapid gerne mit, aber wenn du 90 Minuten lang das bessere Team bist, ein paar gute Chancen vorfindest, dann 0:0 spielst und der Gegner nur ein Mal aufs Tor schießt, kann es am Ende des Tages nicht zufriedenstellend sein. Die Stimmung war einfach so, dass jedem bewusst war, dass wir das Match einfach hätten gewinnen müssen.
Wie habt Ihr eigentlich das Pfeifkonzert wahrgenommen? Wir wussten, dass die Stimmung im Stadion in beide Richtungen gehen kann. Auf der einen Seite können die Fans Rapid extrem pushen, aber wenn es einmal nicht so läuft, zeigt sich das Publikum auch schnell von einer anderen Seite. War sicher auch eine Auszeichnung an unsere Leistung, dass wir sie so weit gebracht haben, dass sie so unzufrieden waren. Aber mir wäre noch viel lieber gewesen, wenn wir den Dreier mit nach Wolfsberg genommen hätten.
Ja, und Michael Liendl glänzt ja bald als neuer Stürmer.
(lacht) Ein Brecher bin ich noch nicht, aber der Trainer hat sich etwas einfallen lassen und als hängende Spitze fühl’ ich mich echt wohl. In dieser Position kann ich noch mehr zwischen die Linien des Gegners spielen und hab’ so etwas mehr Freiheiten. Und da ich das Spiel lesen kann und mich auch gut beweg’, daher gut anspielbar bin, klappt das schon nicht so schlecht. Am Ende des Tages entscheidet es ja sowieso immer der Coach, aber das macht er echt klasse. Er geht mit einer Professionalität voran, lebt es uns vor und ich hab’ das Gefühl, dass wirklich alle Spieler da voll mitziehen.
Man hat bei Ihnen das Gefühl, als wären Sie nie weg gewesen. Die Zeit damals war so schön und erfolgreich und daher hat die Integration zum Verein und ins Team gar keine Zeit benötigt. Mir taugt es auch total, dass ich wieder zurück bin.
Was man jetzt schon behaupten kann, ist, dass der Umbruch beim WAC geglückt ist, oder? Schon, wobei wir, um ehrlich zu sein, noch etwas in der Findungsphase sind. Im Vergleich zu St. Pölten oder der Austria war das Rapid-Spiel garantiert das beste. Wir sind aber noch nicht auf dem Leistungsniveau, zu dem wir fähig sind. Gebt uns noch ein paar Wochen, dann könnte es interessant werden.
Wie geht ein Routinier wie Sie auf die jungen Spieler zu?
Ich bin aufgrund meiner Auslandsstationen noch mehr gereift und steh’ jedem sehr gern mit Rat und Tat zu Seite. Ich bin ein Typ, der gerne weiterhilft und sehr kommunikativ ist.
Was war nach den ersten Partien positiv und an was muss noch intensiv gearbeitet werden? Wir müssen kaltschnäuziger werden, denn du bekommst nicht immer drei, vier Torchancen. Es muss einmal nur eine Chance zum Sieg reichen. Wir müssen defensiv kompakt stehen und uns für das Team aufopfern. Die Qualität nach vorne haben wir allemal. Positiv ist auch, dass wir eine Mannschaft werden und der Glaube kommt, dass wir heuer einiges schaffen können. Wir wollen nicht mehr nur mit einem Punkt zufrieden sein, sondern wir wollen das Gefühl entwickeln, dass wir jeden schlagen können.
Einem spannenden Kampf der Liga steht nichts im Weg. Genau. Die Liga ist sehr ausgeglichen, nur Salzburg nehm’ ich heraus. Vor den restlichen brauchen wir uns nicht verstecken. Gegen Rapid hab’ ich kein Team gesehen, das besser ist als wir. Ich bin überzeugt, dass wir absolut jeden bezwingen können.
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