Unterwegs in seinen eigenen Fußstapfen
Seit zehn Jahren und drei Mal pro Woche: Markus Lanz talkt in hoher Schlagzahl.
Das Haar strikt nach hinten gegelt, den Oberkörper nach vorne gebeugt, der Blick konzentriert und dazu eine Gesprächsauffassung, die mehr will, als nur eine Fragestunde zu leiten. Seit zehn Jahren hat Markus Lanz im ZDF seine nach ihm benannte Talkshow und muss sich an Moderatoren wie Sandra Maischberger oder Anne Will messen. Mit Erfolg: Zu den 129 Sendungen im Vorjahr schalteten im Schnitt knapp 1,6 Millionen Zuseher ein. Beachtlicher Marktanteil im stark umkämpften Umfeld: 13,5 Prozent.
Fähigkeiten, Charisma, Geschichten. Zu Markus Lanz kommt ins Studio, wer das Besondere als Attribut trägt. Ursprünglich als Unterhaltungssendung definiert, etablierte sich „Markus Lanz“als ein stark politisch orientiertes Format. Wichtig sei es, erklärt der 49-jährige Moderator, eine geeignete Atomsphäre zu schaffen: „Dann erzählt jemand möglicherweise Dinge, die er so noch nie erzählt hat.“Gesche- hen etwa im Gespräch mit dem Schauspieler Jochen Busse: Dieser sprach von seinem Vater, der als Fabrikant in die Insolvenz schlitterte und mit seinem Sohn teils gewalttätige Konflikte ausfocht. „Das gehört für mich bis heute zu den Gänsehaut-Momenten der Sendung, weil er mir in diesem Moment dieses große Vertrauen geschenkt hat.“
Lanz trägt seine Sendungen durch seine Fragen und nicht unbedingt durch sein Auftreten als Showmaster. Auch deswegen mag er daran gescheitert sein, die großen Fußstapfen von Thomas Gottschalk als „Wetten, dass ..?“-Moderator auszufüllen. Zwischen 2012 und 2014 entstanden 16 Ausgaben, danach wurde das Intermezzo für Lanz beendet und die Sendung eingestellt.
Langweilig wird es dem in Südtirol geborenen Lanz auch künftig nicht werden. Es habe ihm noch nie so viel Spaß gemacht wie im Moment: „Das liegt natürlich auch daran, dass wir gerade in unglaublich spannenden, wenngleich auch komplizierten und irgendwie mühsamen Zeiten leben.“