Kleine Zeitung Kaernten

Kleine Schneckenk­unde für Hobbygärtn­er

Sie sind das Feindbild Nummer eins des Hobbygärtn­ers: Spanische Wegschneck­en. Woher die Schleimer wirklich kommen und was sie wirklich im Zaum hält.

- Von Daniela Bachal

Zugegeben: Zum Sympathiet­räger fehlt den rot gefärbten Nacktschne­cken von Natur aus das Zeug, aber ist tatsächlic­h jede von ihnen eine Spanische Wegschneck­e und haben sie es sich verdient, dass ihnen beinah jeder Gartenbesi­tzer an den Kragen will? „Woher die Spanische Wegschneck­e wirklich kommt, weiß keiner, frühere Annahmen gingen von der Iberischen Halbinsel aus, der Name“, sagt Daniel Dörler vom Institut für Zoologie an der Universitä­t für Bodenkultu­r Wien, der eine aktuelle Studie zum Vorkommen der invasiven Spanischen Wegschneck­en in privaten Gärten geleitet hat.

Schweizer Forscher seien jedenfalls unlängst auf Basis genetische­r Analysen zum Schluss gekom men, dass die Gattung in Europa so oft hin und her transporti­ert worden ist und sich dabei oftmals mit dort ansässigen Population­en vermischt hat, dass man ohnehin nicht mehr feststelle­n könne, woher die Spanische Wegschneck­e wirklich stamme.

Eine andere Frage ist, woran es nun liegt, dass sich ausgerechn­et diese Spedeshalb zies zu einem derartigen Problemfal­l in unseren Gärten entwickeln konnte. Liegt es am Tier oder an der Art, wie wir unsere Gärten bewirtscha­ften? Beides ist der Fall. Tatsächlic­h ist die Spanische Wegschneck­e unglaublic­h widerstand­sfähig, sowohl im Hinblick auf Kälte als auch auf Trockenhei­t. „Die Eier überstehen nachweisli­ch zwei Tage bei minus 3 Grad im Tiefkühlsc­hrank und halten bis zu 60 Prozent Wasserverl­ust aus“, sagt Dörler und ergänzt:

„Normalerwe­ise haben diese Schnecken einen einjährige­n Lebenszykl­us: Sie schlüpfen irgendwann in der Winterruhe, werden bei Temperatur­en zwischen 5 und 10 Grad langsam aktiv und wachsen, bis sie im Herbst ihre Eier ablegen und dann sterben. Wenn sie keinen Paarungspa­rtner finden, können sie allerdings bis zu drei Jahre leben.“

Als Resultat der eigenen Forschungs­arbeit kann Daniel Dörler mittlerwei­le aber sagen: „Sehr kalte Winter und trockene Sommer reduzieren die Anzahl der Schnecken im Garten.“

Das eigene Bewässerun­gsregime hat viel damit zu tun, ob sich die Tierchen im Garten wohlfühlen oder nicht. Die Empfehlung des Experten lautet daher: „Morgens wässern ist besser als am Abend und die Kulturpfla­nzen besser gezielt gießen, statt großflächi­g zu wässern.“

Schlechte Nachrichte­n hat Zoologe Daniel Dörler für alle, die bisher auf Nematoden (Fadenwürme­r) zur Schneckena­bwehr gesetzt haben oder sich darauf verließen, dass genügend Weinbergsc­hnecken im Garten die nackten „Verwandten“im Zaum halten: „In unserer Untersuchu­ng hat sich beides als wirkungslo­s herausgest­ellt.“

Jenen, die sich von den aktuell schon ziemlich großen Wegschneck­en-Exemplaren wirklich geplagt fühlen und nicht zur Chemiekeul­e greifen wollen – die unselektiv alle Schnecken tötet! –, kann nur zum händischen Absammeln geraten werden. Der Schneckent­od durch das Messer dürfte danach das vergleichs­weise noch schmerzlos­este Ende für die Tiere sein. Hier gilt es, die beste Sammelzeit zu nutzen und sich spätabends oder nach einem warmen Regen auf die Suche zu machen.

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