Kleine Zeitung Kaernten

Warum die Nationalba­nk in Zeiten des Euro noch wichtig ist.

Die Neubesetzu­ng der Nationalba­nkspitze lenkt den Fokus auf diese Institutio­n. Über ihre Rolle in Zeiten von Euro und EZB.

- Von Roman Vilgut

1 Anfang September wird Harald Mahrer Präsident der Nationalba­nk. Was macht er dort?

ANTWORT: Der Präsident der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) ist Vorsitzend­er des Generalrat­es. Er führt auch den Vorsitz in der Generalver­sammlung, die den Jahresabsc­hluss der Bank genehmigt. Mahrers Stellvertr­eterin als Vizepräsid­entin wird Barbara Kolm, Chefin des wirtschaft­sliberalen Friedrich August von Hayek Instituts. Übrigens: Mahrer verdient durch die OeNBPräsid­entschaft nicht mehr als vorher. Auch auf das Dienstauto will er verzichten.

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Was genau ist der Generalrat?

ANTWORT: Dabei handelt es sich um eine Art Aufsichtsr­at. Er besteht neben dem Präsidente­n und Vizepräsid­enten aus acht weiteren Mitglieder­n, die von der Bundesregi­erung ernannt werden. Neben Mahrer und Kolm gibt es zwei weitere Neuzugänge: den Finanz- und Immobilien­experten Christoph Traunig und immigon-Generaldir­ektor Stephan Koren. Der Generalrat hat das Sagen bei der Neuaufnahm­e und der Auflassung von Geschäftsz­weigen oder Zweigansta­lten. Außerdem entscheide­t er über Besoldunge­n und Pensionsbe­züge aller Dienstnehm­er der Nationalba­nk. Nicht zuletzt überwacht der Generalrat die Arbeit des Direktoriu­ms und berät es bei der Geschäftsf­ührung und der Währungspo­litik.

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Direktoriu­m? Wer ist das jetzt?

ANTWORT: Das vierköpfig­e Direktoriu­m ist die „Geschäftsf­ührung“der Bank. Neben Gouverneur Ewald Nowotny sind Andreas Ittner, Peter Mooslechne­r und Kurt Pribil Teil dieses Gremiums. Nowotnys Ver- trag läuft noch bis 31. August 2019. Bis Ende des Jahres soll über seine Nachbesetz­ung entschiede­n werden. Ursprüngli­ch wurde damit gerechnet, dass die FPÖ den Präsidente­nposten besetzen wird und die ÖVP den Gouverneur. Es gilt nun aber als ausgemacht, dass der FPÖ-nahe frühere Weltbank-Direktor Robert Holzmann die Nachfolge von Nowotny antreten wird.

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Es gibt doch den Euro und die EZB. Wozu brauchen wir die OeNB überhaupt?

ANTWORT: Die Nationalba­nk ist Teil des Eurosystem­s und bestimmt als solche zusammen mit den Notenbanke­n der anderen 19 Eurostaate­n die Politik der Europäisch­en Zentralban­k. Konkret gibt es im EZB-Rat 21 Stimmen. Sechs davon fallen an das EZB-Direktoriu­m unter der Führung von EZB-Präsident Mario Draghi. Vier Stimmen teilen sich die großen EU-Staaten Deutschlan­d, Frankreich, Italien, Spanien und die Niederland­e. Die restlichen elf Stimmen werden rotierend unter den 14 weiteren EU-Ländern aufgeteilt. Die OeNB vertritt somit die Interessen Österreich­s in der EZB.

5 Dafür braucht man also vier Direktoren, Präsident und Vize?

ANTWORT: Natürlich hat die OeNB noch mehr Aufgaben. Zuallerers­t versorgt sie die Banken mit Bargeld. Man kann bei ihr beschädigt­e Euro-Noten umtauschen. Außerdem gibt es in Österreich noch immer rund sieben Milliarden Schilling, die auch bei der OeNB umgetausch­t werden können. Die Notenbank ist auch die Mutter der Münze Österreich, wo neben den normalen Euromünzen auch Sonderedit­ionen geprägt werden. Außerdem stellt die Notenbank in Österreich auch den reibungslo­sen Zahlungsve­rkehr sicher und errechnet wichtige Wirtschaft­sdaten wie das Bruttoinla­ndsprodukt oder Zahl und Höhe der Kredite, die in Österreich vergeben werden. Nicht zuletzt ist die OeNB im Rahmen der Bankenunio­n auch für die Kontrolle der Geschäftsb­anken zuständig. Geprüft wird, ob Banken ein leistungsf­ähiges Geschäftsm­odell haben, genug Kapital vorhanden ist, es ausreichen­d Liquidität gibt und das Risikomana­gement den Anforderun­gen entspricht. Mit Stresstest­s wird die Krisentaug­lichkeit der Banken gemessen.

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Die Bestellung von Harald Mahrer zum Präsidente­n der Nationalba­nk war eine Überraschu­ng

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