Klos und Klöße im Kartoffelland
Nora Tschirner und Christian Ulmen mit kulinarischer Ermittlungsarbeit.
Erstochen, vergiftet, erschossen, erdrosselt. Drehbuchautoren für Krimis können auf eine breite Palette an Angelpunkten ihrer Geschichten zurückgreifen. Die Autoren Murmel Clausen und Andreas Pflüger haben sich für den heutigen „Tatort“aus Weimar etwas Besonderes überlegt: Das Mordopfer wurde schockgefroren und anschließend zu Granulat verarbeitet. „Das hatten wir noch nicht“, kommentiert Dorn (Nora Tschirner) zu ihrem Kollegen Lessing (Christian Ulmen) trocken, nachdem sie es zuvor für Katzenstreu gehalten hatten.
Das Mordopfer heißt Christoph Hassenzahl und ist Geschäftsführer einer traditionsreichen Kloßmanufaktur. Zur selben Zeit taucht seine totgeglaubte Ehefrau Roswitha auf, die offenbar vor sieben Jahren bei einem Unfall ihr Gedächtnis verlor und seither als Toilettenfrau in einer Autobahnraststätte arbeitet. Selbst ihr Name fiel ihrer Amnesie zum Opfer: Sie nennt sich Mogli, ihr neuer Partner heißt Schnecke – vielleicht. Wer denkt, es war bis zu diesem Punkt schon kompliziert, sollte bei der heutigen Episode (ORF 2 & ARD, 20.15 Uhr) gut aufpassen. Viel Kloß, einige Klos und viele Klößchen. Und natürlich die titelgebende „robuste Roswitha“– eine Erdapfelsorte. Da sind jene gut beraten, die in diesem Tohuwabohu nicht den Überblick verlieren.
Es ist wieder einmal Weimarer Zeit im „Tatort“und dies ist gleichbedeutend mit trockenen Dialogen, kruden Geschichten und Skurrilitäten, die in dieser Zweigstelle der Krimireihe zum Normalfall gehören. Diese Qualitäten kamen bei der Mehrheit der „Tatort“-Fans in der jüngeren Vergangenheit nur mäßig an. Die Einschaltquoten waren enttäuschend. Zudem bleibt auch diesmal eine Weiterentwicklung der bemerkenswerten Ermittlerfiguren aus.
Immerhin: Wer Lessing und Dorn schätzt, kommt heute auf seine Kosten. Und wer Klöße mag, ebenso.