Kleine Zeitung Kaernten

Tennis-Star Dominic Thiem greift ab heute bei den US Open an.

INTERVIEW. Vor seinem ersten Auftritt bei den Tennis-US-Open spricht Dominik Thiem über seine gesundheit­lichen Probleme und seine seit Paris verpatzte Saison.

- Von Gerald Widhalm/APA aus New York

Im Training sieht das schon wieder sehr gut aus. Hatten Sie eigentlich nach der Cincinnati­Absage Angst, dass es sich für die US Open nicht ausgehen könnte?

DOMINIC THIEM: Nein, es war dann noch genug Zeit. In Toronto habe ich den Fehler gemacht, dass ich die Partie gespielt habe, die dann im Endeffekt spielerisc­h gar nicht so schlecht war. Aber den Körper hat es halt noch einmal richtig zusammenge­haut. Dann habe ich in Cincinnati noch einmal begonnen zu trainieren, weil es mir schon besser gegangen ist. Das war, im Nachhinein gesehen, wieder zu früh. Dann habe ich sehr schnell entschiede­n, dass ich für das Turnier in Cincinnati Einzel und Doppel absage. Aber zu dem Zeitpunkt waren noch 12, 13 Tage Zeit bis zum Start der US Open.

Was genau waren denn die gesundheit­lichen Symptome?

Mir ist es generell nicht gut gegangen. Ich hatte den Virus und Fieber und zum ersten Mal eine Harnwegsin­fektion. Also war irgendwie das ganze Immunsyste­m komplett zerstört, aber ich habe dann wirklich fünf, sechs Tage gar nichts gemacht und der Körper hat sich erholt. Seit ich hier begonnen habe, ist es von Beginn an komplett normal gewesen.

Sie haben des Öfteren, gerade nach längeren Flügen und Zeitzonenw­echsel, wie nach Australien oder auch Asien, Erkrankung­en erlitten. Gibt es dafür einen tieferen Grund?

Generell ist mein Körper extrem gesund, aber ich bin schon anfällig für so was. Ich habe auch mit dem Jetlag viel mehr zu kämpfen als andere Leute. Was jetzt war, war ein Fehler, den ich nach Roland Garros gemacht habe, weil ich gleich weitergesp­ielt habe. Dass ich nicht aus Halle (Rasenturni­er nach Paris, Anm.) rausgezoge­n habe, danach den Körper nicht runtergefa­hren, sondern gleich weitergema­cht habe. Da habe ich mich nie mehr komplett erholt. Was jetzt passiert ist, war halt das Ergebnis davon.

Verletzung in Wimbledon, nur drei Siege in fünf Turnieren, eine gewisse Pechsträhn­e – nun stehen Sie auch in Sachen Verbleib in den Top Ten unter Druck.

Es ist keine wirkliche Pechsträhn­e, weil ich es mir selbst eingebrock­t habe. Mir haben viele Leute direkt nach dem Paris-Finale gesagt, dass ich es ruhiger angehen soll. Ich war halt in einer Euphorie drinnen, wie es so ist nach dem ersten

Grand-Slam-Finale. Ich habe nicht darauf gehört und deshalb habe ich mir das Ganze eingebrock­t. In Hamburg und Kitz war auch ein bisserl Pech dabei und Wimbledon war sowieso verhaut. Ich habe kein einziges Turnier gut gespielt seit den French Open und hoffe, dass ich da die Kehrtwende schaffe. Wenn nicht, falle ich raus aus den Top Ten. Wenn das passiert, kann ich auch nichts machen.

Nach drei Achtelfina­li in vier US Open sind die Ziele sicher höher. Doch zunächst bedarf es wohl eines guten Starts, oder? Ich will auf jeden Fall gescheit ins Turnier reinkommen. Aber ich fühle mich wirklich gut. Das Training war sehr gut und ich habe immer ein richtig gutes Gefühl, wenn ich nach New York komme. Ich spiele da extrem gern, es ist mein Lieblings- Grand-Slam. Ich glaube, dass einem relativ guten Turnier nichts im Wege steht.“

Gegen Basic spielen Sie zum ersten Mal: Für die ersten Turniertag­e ist große Hitze angesagt. Ich habe ihn in Toronto gegen Djokovic gesehen. Er serviert gut, spielt viel nach vorne. Es ist ein Okay-Los für die erste Runde. Es ist nie schlecht, wenn man es kürzer halten kann. Aber ich spiele eh die vierte Partie, da ist die größte Hitze schon vorbei.“

Sie haben in der Academy von John McEnroe mit dem früheren Superstar trainiert. Wie war das Erlebnis? Es war richtig geil mit ihm. Er hat gesagt, er kann eine halbe Stunde spielen, im Endeffekt sind es fast eineinhalb geworden. Uns hat es beiden getaugt.“

Alexander Zverev hat sich einen aus der Generation McEnroe ins Team geholt und Ivan Lendl als „Supercoach“verpflicht­et. Ihre Meinung dazu? Können Sie sich vorstellen, selbst Ihr Team jemals mit so einem Altstar zu ergänzen? Das glaube ich nicht. Ich persönlich nicht. Ich würde sagen, dass Lendl der einzige Coach ist, der wirklich mit (Andy) Murray schon was gemacht und bewiesen hat. Bei allem Respekt, Edberg hat nicht sehr viel gemacht bei Federer.“

Und Boris Becker bei Novak Djokovic?

Ich weiß nicht, wie viel der gemacht hat. Aber ich glaube, dass man bei solchen Spielern auch irgendeine Großmutter in die Box setzen kann und die werden immer weit kommen in Grand-Slam-Turnieren. Ich gehe mit dem Hype jetzt nicht

mit. Aber der Lendl ist anders, weil der hat Murray wirklich dazu verholfen, der wird sicher auch Zverev eine richtig gute Hilfe sein. Es ist sowieso generell nur eine Frage der Zeit, bis der auch bei einem Grand Slam richtig weit kommt.

In den ersten drei Grand Slams haben die „Alten“mit Federer, Nadal und Djokovic gewonnen. Ist es hier Zeit für die neue Generation? (Lacht) Ich bin ehrlich: Wenn es nicht ich bin, dann hoffe ich, dass es einer von den dreien ist, die schon gewonnen haben. Ich drücke niemanden in besonderer Manier die Daumen.

Außer vielleicht Ihrer Freundin, Kiki Mladenovic, bei den Damen ... (Lacht) Ja, Kiki vielleicht, aber die kann mich im Ranking nicht überholen.

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GEPA Dominic Thiem blickt den US Open in New York zuversicht­lich entgegen
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3. September
12,4 Millionen US-Dollar ?? Dominic Thiem Geboren:Karriere-Preisgeld:Größte Erfolge:Zur PersonFina­le French Open 2018, Halbfinale 2016/2017, Achtelfina­le Australian Open 2017/2018, Wimbledon 2017 und US Open 2014/2016, 10 ATP-Turniersie­ge
1993 3. September 12,4 Millionen US-Dollar Dominic Thiem Geboren:Karriere-Preisgeld:Größte Erfolge:Zur PersonFina­le French Open 2018, Halbfinale 2016/2017, Achtelfina­le Australian Open 2017/2018, Wimbledon 2017 und US Open 2014/2016, 10 ATP-Turniersie­ge

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