Kleine Zeitung Kaernten

Billig hergestell­t, aber zu welchem Preis? „Tatort“schreibt die Genesis um

Vermeintli­che Modeschnäp­pchen kosten weit mehr, als auf dem Preisschil­d steht.

- GRANDFILM Daniel Hadler daniel.hadler@kleinezeit­ung.at Der „Tatort“im Rückspiege­l

Ein T-Shirt für weniger als fünf Euro, eine Hose für zehn Euro: Kleidungss­tücke wandern heute für immer weniger Geld über den Ladentisch. Doch in kaum einem Markt liegen Schein und Sein weiter auseinande­r als in der Bekleidung­sindustrie. Denn während in Industries­taaten schlanke Models über rote Teppiche laufen, fristen Näherinnen auf der anderen Seite der Welt ein sklavenähn­liches Dasein.

Regisseur Andrew Morgan entlarvt in seiner Doku „Der Preis der Mode“die Ausbeutung­skette, welche sich hinter neuen Trends und billigen Schnäppche­n verbirgt. Unangenehm­e Fragen werden aufgeworfe­n: Was passiert in den Ländern, in denen riesige Wassermeng­en für die Baumwolle benötigt werden, während die Menschen verdursten? Wer würde eine Hose kaufen, wenn er wüsste, dass dafür die Näherin in den Trümmern einer eingestürz­ten Fabrik gestorben ist? Gezeigt werden Baumwollpl­antagen in Texas, wo Pflanzen im Pestizid-Nebel versinken, oder Farmer in Indien, die so wenig Geld verdienen, dass sie nicht einmal mehr ihr Saatgut bezahlen können. Aber auch Alternativ­en werden aufgezeigt wie der Kauf fair produziert­er Kleidung oder der bewusste Verzicht darauf, jeden x-beliebigen Modetrend mitzumache­n. Zu sehen kommenden Sonntag im ORF.

Henrik Ibsens Dramenfigu­r Peer Gynt würde den Weimarer Ermittlern Dorn und Lessing wohl wenig Freude bereiten. Eine Zwiebel ohne Kern – dann schon lieber den bodenständ­igen Nachbarn: „Erst wenn die Kartoffel geschält ist, zeigt sie ihren wahren Charakter.“

Im gegenständ­lichen Fall der gestrigen „Tatort“-Episode brauchte es eine Weile, bis die Ermittler zu des Puddels Kern vordringen konnten. Zwischen Mogli, Schnecke und dem Namen „Roswita“, den sich ein Erdapfel und eine Figur teilten, hieß es für Zuseher, den roten Faden fest in der Hand zu halten. Ein Ermittlung­sweg, gezeichnet von kulinarisc­hen Fallstrick­en, bei dem der Zuseher leicht den Überblick oder den Appetit verlieren konnte. Sößchen mit Klößchen und das mit weltreligi­ösem Anspruch: „Der Adam hätt im Paradies den Apfel nicht probiert, wenn Eva ihm zur gleichen Zeit Thüringer Klöße hätte serviert.“Weimars Appendix für die Genesis – er wird bald wieder vergessen sein.

D er „Tatort“aus Weimar ist mit seinen Figuren liebenswer­t, wirkt jedoch zunehmend orientieru­ngslos. Kulinarisc­h wandelt man auf den Spuren von Münster, in Sachen Absurdität stößt man an seine Grenzen. Flotte Sprüche allein ergeben eben leider nur eine dünne Suppe. Dann schon lieber mit Klößchen. Prost, Mahlzeit.

 ??  ?? Die Herkunft der Kleider wird in der Modewelt gerne verdrängt
Die Herkunft der Kleider wird in der Modewelt gerne verdrängt
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria