Kleine Zeitung Kaernten

Die letzte Meile ist die lustigste

Das nächste Auto für die Stadt hat zwei Räder oder ein Brett als Basis: warum ElektroSka­teboards und E-Scooter die Städte erobern – und sogar die Autoindust­rie mitfährt.

- Internatio­nal Fasziniere­nd

Staus ohne Ende, Verkehrsko­llaps, dicke Luft: Die Mobilität in vielen urbanen Bereichen dieser Welt erfüllt die Bedeutung des Wortes nicht mehr. Es steht fest, dass sich etwas ändern muss. Denn der Zuzug in die Städte hält unverminde­rt an. In hoch entwickelt­en Ländern sollen im Jahr 2030 rund 80 Prozent der Bevölkerun­g in Städten leben.

Die Folgen: Der öffentlich­e Verkehr wird trotz diverser Takterhöhu­ngen den Passagiera­nsturm nicht stemmen können. Für die Autos stehen in innerstädt­ischen Gebieten immer mehr Fahrverbot­e zur Diskussion. Das E-Rad ist Teil der Lösung, aber gesucht werden längst einfachere Zugänge zur individuel­len Mobilität. Elektro-Skateboard­s und tragbare Elektro-Scooter etwa. Es geht um „die letzte Meile“(„Last Mile“) als Überbegrif­f, also um kurze urbane Strecken.

sind E-Skateboard­s oder E-Scooter in vielen US-Städten ein fixer Bestandtei­l der Mobilität: Start-ups wie Bird oder Lime haben Verleihsys­teme hochgezoge­n, die über das Handy abgerechne­t werden. Man fährt mit den E-Scootern von einem beliebigen Punkt A (das Handy ortet den nächstgele­genen E-Scooter) und lässt das Fahrzeug an einem beliebigen Punkt B wieder stehen, dann folgt die minutengen­aue Abrechnung. Sogar ein Helm hängt am Schloss.

Diese jungen Unternehme­n sind trotz einiger Kritik – die Start-ups drangen forsch in den Markt – keine kurzen Irrlichter aus der Gründersze­ne. Hunderte Millionen Dollar werden investiert, weil man glaubt, dass diese Verleihsys­teme leichter zu finanziere­n sind als die großen, städtische­n Autoverlei­hsysteme wie Car2go, die bisher defizitär arbeiteten. Und die US-Start-ups sind auf dem Sprung nach Europa (Paris, Madrid etc.).

bleibt, wie schnell sich diese Fahrzeuge auch bei uns ins Straßenbil­d drängen. Fahrerisch sind sie völlig anders zu handeln, aber die Geräte vereinen mehrere Vorteile: Sie sind schneller ladbar und vor allem einfach zu transporti­eren. Man kann einige E-Scooter falten, zusammenle­gen – und dank des niedrigen Gewichts ins

Büro, in die Wohnung oder ins Auto mitnehmen. Und man muss keine Angst haben, dass sie auf der Straße – wie so viele Räder – gestohlen werden.

Selbst die Autoindust­rie ist auf diesen Markt aufmerksam geworden. VW will noch in diesem Jahr seinen ersten E-Scooter auf den Markt bringen, Peugeot und BMW sind schon da.

Die Preise für die verschiede­nen Fahrzeugko­nzepte variieren stark: E-Skateboard­s sind schon um 200 Euro zu haben – Hightech-Varianten und Offroader überspring­en sogar locker die 2000-Euro-Grenze. Auch bei den E-Scootern gibt es eine große Spreizung (rund 400 bis über 2000 Euro). Die technische­n Details variieren bei beiden genauso. Einige sind Kraftprotz­e und mitunter schneller als Mopeds. Was wiederum diesen Mobilitäts­trend ins rechtliche Abseits bringt, immer wieder kommt es zu Unfällen. Die Rechtsfrag­e in Österreich (siehe Kästen) wird als Gummiparag­raph behandelt. Tanja Tretzmülle­r, Juristin beim ÖAMTC, sagt klar: „Der Gesetzgebe­r wird über kurz oder lang nicht umhinkomme­n, zu reagieren, wenn immer mehr dieser Gerätschaf­ten auf Österreich­s Straßen auftauchen.“

 ??  ?? Urbane MobilitätD­idi Hubmann, Redakteur, über die zukünftige­n Alternativ­en für den Stadtverke­hr
Urbane MobilitätD­idi Hubmann, Redakteur, über die zukünftige­n Alternativ­en für den Stadtverke­hr
 ?? FOTOLIA, KK (2), VW, BMW ?? Aus Skateboard­s werden Elektro-Hightech-Geräte
FOTOLIA, KK (2), VW, BMW Aus Skateboard­s werden Elektro-Hightech-Geräte

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