Online-Plattformen contra Leinwand
Regisseur Detlev Buck über seinen neuen Film „Asphaltgorillas“und das Spannungsverhältnis zwischen Kino und Streaming-Angebot.
Nach vier Mal „Bibi & Tina“macht Regisseur Detlev Buck Pause vom Jugendfilm und stürzt sich, auf sehr skurril-überdrehte Art, in die Berliner Unterwelt. „Asphaltgorillas“entstand nach einer Kurzgeschichte des StarAutors Ferdinand von Schirach.
War es schwer, Ferdinand von Schirach zu überzeugen?
DETLEV BUCK: Nein, er wohnt bei mir um die Ecke und wir sehen einander immer wieder. Das fertige Produkt hat ihm getaugt. Er hat gesagt, für ihn war das praktisch der zweite Akt seiner Geschichte.
Schirachs Kurzgeschichte betitelt sich „Der Schlüssel“. Sie haben einiges geändert, sogar Grundsätzliches. Warum? Im Buch ist der Hauptprotagonist total testosteronaufgepumpt, und in der Story geht es wieder einmal darum, Drogen aus Amsterdam nach Berlin zu schmuggeln. Ich persönlich aber kann nicht mehr sehen, wie sich Leute Koks in die Nase ziehen. Also ließ ich die Drogen raus und sagte: Lasst uns lieber Falschgeld reinpumpen!
Auch der Held Atris erfuhr eine Wandlung? Der ist ursprünglich ein echter Dummkopf. Das war mir zu wenig. Ich machte aus ihm einen Typ, der versucht, seiner Herkunft zu entfliehen. Benutze ich öfter in meinen Filmen, etwa in „Männerpension“oder „Knallhart“. Da geht es jeweils um Menschen, die eine neue „Heimat“suchen, weil sie wissen: Dort, wo sie jetzt sind, kann es einfach nicht weitergehen.
Eine der dazuerfundenen Figuren, einen Ganoven, verkörpert der Österreicher Georg Friedrich? Eine Wunschbesetzung? Ich hatte ihn seinerzeit als Sklavenhändler in der „Vermessung der Welt“beschäftigt. In meine Jugendfilme konnte ich ihn ja nicht einbauen, aber auf den steh ich einfach. Der schnappt sich den Ball und macht ihn ins Tor.
Einmal kein Jugendfilm. Hat das gutgetan?
war zunächst ja nur ein „Bibi & Tina“-Film geplant. Diese fantastischen Besucherzahlen hat niemand vorausgeahnt. Auch eine Unmenge von begeisterten Briefen waren ein „Zwang“, weiterzumachen. Und: Ja, ich habe es genossen, „Asphaltgorillas“zu drehen.
Ist „Asphaltgorillas“auch als Gegengewicht zu den StreamingPlattformen gedacht?
Jedenfalls möchte ich jeder meiner Geschichten eine eigene Form geben. Das finde ich sehr spannend. Und es soll auch immer das gewisse Augenzwinkern da sein. Es ist nicht ungefährlich, dass Geldgeber und Geschichten zusehends zu den Streaming-Plattformen wandern. Da genügt es dann nicht, dass auch im Kino mit großem Marketing auf Event und Action gezielt wird. Das Kino muss aufEigentlich passen, dass es sich nicht der Emotionen beraubt. Wenn der Zuschauer schon weiß, wie alles läuft, warum soll er sich dann noch eine Karte kaufen?
Ihr nächstes Projekt?
Es ist mit „Wuff“betitelt und handelt von vier Frauen, die auf gewisse Art in einer Lebenskrise stecken. Ich nenne es daher „Lebenskomödie“. Es ist mein erster Frauenfilm – mit Hund.