In 40 Berufen mangelt es an Lehrlingen
In welchen Branchen fehlt es massiv an Fachkräften? Welche Lehrberufe werden am stärksten nachgefragt, wo kann man Positives verzeichnen und welche Maßnahmen werden nun gesetzt?
Mit den statistischen Zahlen in der Frage der Lehrstellen des Landes kann man schon einmal durcheinanderkommen. Das Arbeitsmarktservice (AMS) verzeichnet die gemeldeten Lehrstellen, die „sofort verfügbar“sind. Doch ein zweiter Wert bezieht auch die zusätzlichen Ausbildungsplätze mit ein, die etwa von den Unternehmen im Frühjahr ausgeschrieben und erst im Herbst vergeben werden, also „nicht sofort verfügbar“sind. Berücksichtigt man beides, ergibt das für Juli 2018 „einen Lehrstellenüberhang von 2500“, betont Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit in der Wirtschaftskammer Österreich.
„Es stehen 10.025 Lehrstellensuchenden 12.545 offene Lehrstellen gegenüber.“Die Betriebe würden mit der Suche der geeigneten Lehrlinge immer früher beginnen, zumeist schon am Jahresbeginn, erklärt Gleitsmann.
In rund 40 Berufen – von Koch bis Schlosser – herrscht in Österreich ein Mangel an Lehrlingen. Durchforstet man die Liste der gemeldeten offenen Lehrstellen nach Branchen, haben unter anderem Einzelhandel, KFZ-Handel, Maschinenbau, Bau, Hotellerie/Gastronomie, Metallerzeugung oder Pflege den größten Bedarf an Lehrlingen. Oft scheitere die Besetzung an nicht korrespondierenden Berufswünschen, erklärt Gleitsmann. Oder am Ost-West-Gefälle. Einer großen Zahl an Lehrstellensuchenden im Osten steht eine Vielzahl an unbesetzten offenen Lehrstellen im Westen gegenüber. Dazu kommen etwa das Stadt-LandProblem und der demografische Wandel.
Pickt man sich allein die Steiermark heraus, ist die Zahl der Jugendlichen im Altersjahrgang
15-Jährigen laut WKO in den vergangenen zehn Jahren von rund 14.065 auf 11.300 gesunken – das ist ein Minus von knapp 20 Prozent. Dementsprechend sind in den vergangenen Jahren auch die absoluten Lehrlingszahlen gesunken.
Doch nun zeichnet sich ein Hoffnungsstreif am Horizont ab: Nach dem leichten Plus 2016 ist laut WKO die Zahl der Jugendlichen, die eine Lehre beginnen, im vergangenen Jahr gestiegen. Konkret um 1,8 Prozent auf rund 4260 Jugendliche.
Metalltechnik ist der meistgewählte Lehrberuf vor Elektround KFZ-Technik bei den jungen Männern. Die Damen entscheiden sich am ehesten für eine Lehre als Einzelhandelskauffrau, Bürokauffrau und Friseurin/Perückenmacherin.
Rund 440 Jugendliche haben im Vorjahr eine Lehre in einer überbetrieblichen Lehrausbilder
dung begonnen. Dabei werden Personen bis 25 Jahre nicht im Betrieb, sondern in einer Bildungseinrichtung im Auftrag des AMS ausgebildet.
„Unterm Strich haben sich im Vorjahr 41,6 Prozent aller 15Jährigen für eine duale Ausbildung entschieden, das entspricht gegenüber 2016 einem Plus von 0,4 Prozent“, erklärt Gottfried Krainer, Leiter der WKO-Lehrlingsstelle. Die Lehre mit Matura und die (verkürzauch
te) Lehre nach der Matura legen an Beliebtheit zu.
Nach der nun von der WKO veröffentlichten Zahl von österreichweit rund 162.000 fehlenden Fachkräften, will man seitens der Politik an „echten Lösungen“arbeiten. Es wird etwa erwogen, die Lehre für Drittstaatenangehörige in Mangelberufen zu erlauben. Eine der Grundlagen dafür soll die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte bilden.