Kleine Zeitung Kaernten

Gesucht, gefunden: warum sich OnlinePaar­e länger lieben.

Was Paare, die sich online finden, jenen voraushabe­n, die einander im „echten Leben“begegnet sind.

- Von Daniela Bachal

Im analogen Leben soll es im Schnitt rund ein Jahr dauern, bis aus einem ersten Date der eigene Lebensabsc­hnittspart­ner wird. Wer online anbandelt, schafft das angeblich schon binnen zwei Monaten. Online-Paare sind auch schneller verheirate­t als die Offline-Konkurrenz, sie gehen angeblich zärtlicher miteinande­r um, geben mehr auf innere Werte und sind mit ihrer Beziehung insgesamt zufriedene­r. So weit die Daten aus der neuen Analyse, die Marketagen­t unlängst im Auftrag von Parship, dem Marktführe­r unter den Partnerbör­sen in Österreich, durchführt­e.

Ist der Computer klüger in Liebesfrag­en als ein Single allein? Was könnte das Geheimnis dieses Erfolgspri­nzips sein?, fragen wir Caroline Erb, die als Psychologi­n für Parship arbei- tet. „Das Computerpr­ogramm von Parship basiert auf einem wissenscha­ftlichen Verfahren, das vom deutschen Psychologe­n Hugo Schmale entwickelt wurde, in Summe stehen 40 Jahre Partnersch­aftsforsch­ung dahinter. An die 80 direkte und indirekte Fragen mit rund 400 Antwortmög­lichkeiten messen auf 32 Skalen die relevanten Merkmale einer Partnersch­aftspersön­lichkeit“, erklärt sie die Basis. Richtig oder falsch gebe es dabei nicht. „Zum Test gehören auch Traumseque­nzen und Bilder, zu denen man ankreuzen muss, was man damit assoziiert“, ergänzt die Psychologi­n und bringt damit auch den Vorteil gegenüber Dating-Portalen auf den Punkt, die mit bloßer Selbsteins­chätzung der Teilnehmer arbeiten: Bei einer solchen kann schließlic­h gut geschummel­t werden. Der Test unterteile sich letztlich in die

Interessen, Gewohnheit­en, Kommunikat­ion und Persönlich­keit – mit dem Hauptfokus auf Persönlich­keit.

Auf Basis der Persönlich­keitsprofi­le schlägt Parship dann Partner vor, mit denen man harmoniere­n sollte. „Es geht dabei um eine ausgewogen­e Mischung aus ,Gleich und gleich gesellt sich gern‘ und ,Gegensätze ziehen sich an‘“, sagt Erb.

Wo sich Partner möglichst ähnlich sein sollten? „Beim Wunsch nach Partnernäh­e (Wie viel gemeinsame Zeit möchte man verbringen?) oder nach einem geregelten Leben, beim eigenen Aktivitäts­bedürfnis (Stichwort Couchpotat­o oder Extremspor­tler) und bei

der Einfühlsam­keit“, zählt die Psychologi­n Beispiele auf, wo für eine erfüllte Partnersch­aft eine möglichst große Übereinsti­mmung gegeben sein sollte. Beim Durchsetzu­ngswillen hingegen seien durchaus Unterschie­de von Vorteil: „Wenn beide Partner sehr dominant sind, kann es zu Spannungen kommen. Im Idealfall zeigt einer Ausgleichs­bereitscha­ft.“Auch könne ein Extroverti­erter mit einem Introverti­erten glücklich werden. „Es geht nur darum, extreme Ausreißer zu vermeiden.“Bei Vorlieben und Hobbys wiederum seien freilich eher Ähnlichkei­ten von Vorteil.

Das Studienerg­ebnis, dass Online-Paare generell schneller bereit sind, sich auf die neue Beziehung voll und ganz einzulasBe­reiche

sen, und auch mehr in die Partnersch­aft investiere­n (Stichwort miteinande­r Reden und Zueinander­halten), mag auf den ersten Blick nach Werbebotsc­haft klingen.

Auf den zweiten Blick offenbart sich aber die Logik des Prinzips: „Bei einer Partnerbör­se melden sich nur Menschen an, die wirklich jemanden suchen, hier finden sich großteils Singles, die sich mit dem Thema Partnersch­aft und Alleinsein bewusst auseinande­rgesetzt haben und wissen, was sie wollen“, sagt Erb. Offline dauert es schon eine Weile, bis man herausfind­et, ob jemand überhaupt sucht, man fürchtet die Gefahr, sich einen Korb zu holen. Hier wie dort lohne es sich aber, einfach die Augen offen zu halten und Aktivitäte­n zu setzen. Abwarten und Tee trinken ist eher ein Rezept, sicher Single zu bleides

ben. Erb: „Man kann online registrier­t sein und trotzdem morgen den Traumpartn­er im Supermarkt kennenlern­en, das eine schließt das andere nicht aus.“Wer die Online-Chance nutzt, erhöhe nur seine Chancen. „Und was kann im schlimmste­n Fall schon passieren?“, fragt Erb und hat auch gleich eine Antwort parat: „Selbst wenn der Funke nicht überspring­t, hat man vielleicht doch Leute kennengele­rnt, mit denen man gern ins Kaffeehaus geht oder in die Oper.“

Das möglichst rasche Treffen im echten Leben ist ihrer Ansicht nach auch dort ratsam, wo sich online bereits Schmetterl­inge im Bauch ankündigen: „Man entwickelt leicht ein Fantasiebi­ld, wenn man einander monatelang nur romantisch schreibt.“

Die Erfolgsquo­te von Parship liegt übrigens bei 38 Prozent.

 ??  ??
 ?? FOTOLIA(3) ??
FOTOLIA(3)
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Caroline Erb ist Psychologi­n bei Parship
Caroline Erb ist Psychologi­n bei Parship
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria