Serientod: Der letzte Tag als Vater Beimer
Als Hans Beimer zählte er 33 Jahre lang zu den wichtigsten Figuren der „Lindenstraße“: Heute steigt Joachim H. Luger aus der Serie aus (ARD, 18.50 Uhr).
Herr Luger, Sie steigen nach 33 Jahren auf eigenen Wunsch aus der „Lindenstraße“aus. Warum hören Sie auf?
JOACHIM H. LUGER: Ich bin ja eigentlich schon zehn Jahre über mein eigentliches Rentenalter hinaus, und irgendwann wuchs das Gefühl in mir, dass ich mich auch mal in andere Gefilde begeben sollte.
Hat Sie die Rolle als Hans Beimer denn gelangweilt? Gelangweilt – nein. Schauspielerisch gab es immer wieder Herausforderungen, aber was meine Rolle betrifft, glaube ich, dass eigentlich fast alles erzählt war. Irgendwann wiederholen sich die Dinge im Lauf der Jahre.
Was wollen Sie nun künftig machen? Mehr Theater spielen, das habe ich schon in den vergangenen Jahren verstärkt getan – vor allem Boulevardtheater auch, weil es so ein schöner Kontrast zur Rolle des Hans Beimer war, die ja häufig sehr problembelastet war. Es macht mir einfach Spaß, den Leuten zu zeigen, dass ich auch komische Rollen spielen kann. Und ich genieße das direkte Feedback des Theaterpublikums.
Haben Sie auch im Fernsehen noch etwas vor? Warum nicht? Wobei ich vermutlich nicht gerade mit Angeboten überschüttet werden dürfte, wenn man wie ich so lange eine Serienfigur gespielt hat.
Hat Ihnen das andere Rollen in der Vergangenheit vermasselt? Schwer zu sagen, aber bei uns in Deutschland ist es schon so, dass man mit einer bestimmten Rolle auch in einer bestimmten Schublade steckt. Klar, es wäre sowieso nicht gegangen, neben der „Lindenstraße“auch eine andere Serienfigur zu spielen. In den frühen 90ern habe ich noch einige Episodenfiguren in anderen Produktionen gespielt, sogar eine größere Rolle in einem „Tatort“mit Manfred Krug. Aber solche Angebote blieben später aus.
Wie scheidet Hans Beimer eigentlich aus der Serie? Er stirbt, aber Genaueres darf ich nicht verraten, da wollen wir die Zuschauer überraschen.
Wir haben eine außergewöhnliche Folge gemacht! Besonders wird auf jeden Fall sein, dass das WDR-Funkhausorchester die Musik zur letzten Folge mit Hans Beimer live vor Publikum am Ausstrahlungsabend einspielt.
Gab es viele Reaktionen von „Lindenstraße“-Fans, nachdem der Tod von Hans Beimer angekündigt wurde?
Unglaublich viele. Ich war total überrascht und gerührt, dass so viele Zuschauer traurig darüber sind, dass meine Figur sterben wird.
Was hat denn der Erfinder und langjährige Produzent Hans W. Geißendörfer dazu gesagt?
Hans und seine Tochter Hana, die ja jetzt die Produktion weiterführt, haben es sehr bedauert, dass ich aufhöre. Andererseits hat mir Hans Geißendörfer auch Respekt gezollt für den Mut, nach so vielen Jahren meine Rolle an den Nagel zu hängen. Er hatte Verständnis dafür, dass man auch im fortgeschrittenen Alter noch mal was Neues wagt – in dieser Beziehung ticken wir ähnlich.
Gehört denn Mut zu der Entscheidung? In gewisser Weise schon, denn das, was jetzt kommt, ist ja auch ein völlig unbekanntes Terrain für mich, ich habe die Rolle schließlich 33 Jahre lang gespielt. Wer weiß, vielleicht passiert künftig ja gar nichts und ich sitze dann rum und ärgere mich, dass die Rolle weg ist. Aber ich fühle mich eigentlich noch ganz fit und traue mir einiges zu, deshalb bin ich überzeugt, dass ich mich nicht langweilen werde. Bis Ende 2019 habe ich schon Engagements an fünf verschiedenen Theatern.
Was hat Mutter Beimer, gespielt von Marie-Luise Marjan, zu Ihrem Ausstieg gesagt?
Sie war sehr überrascht, und Irene Fischer war auch sehr traurig. Immerhin waren die von Irene Fischer gespielte Anna Ziegler und Hans Beimer fast 30 Jahre ein Paar in guten und häufig auch in schlechten Zeiten. Der Abschied fiel uns beiden nicht leicht.