Kleine Zeitung Kaernten

Pilz im Interview: Strache wusste von Säuberung beim BVT.

INTERVIEW. Peter Pilz, neuerdings nicht mehr Chef der gleichnami­gen Liste, will den Vizekanzle­r im U-Ausschuss vorladen – und seinen Wählern ein Angebot machen.

- Von Claudia Gigler und Georg Renner

Vergangene Woche haben Sie bei einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz der Opposition zum BVT die Abgeordnet­en Krainer (SPÖ) und Krisper (Neos) alleine stehen lassen, um zu Ihrer eigenen zu gehen. Tun Sie sich schwer, mit anderen im Team zu arbeiten?

PETER PILZ: Überhaupt nicht. Wir werden die U-Ausschüsse nur gemeinsam schaffen, als absolut einige Opposition. Ich habe dann dort erklärt, verstehts das nicht falsch, ich muss zu meiner eigenen Pressekonf­erenz, die ich vor der gemeinsame­n ausgeschri­eben hatte. Das war so vereinbart.

Was hoffen Sie eigentlich noch im U-Ausschuss zu erfahren? Meines Wissens – und das würde ich gerne beweisen – ist diese Aktion bereits vor Sommer 2017 politisch vorbereite­t worden. In Aussicht auf eine mögliche Regierungs­übernahme hat es bei Bekanntwer­den des Wahltermin­s an der Spitze der FPÖ Planungen gegeben: Wir übernehmen das Innenminis­terium und säubern das BVT.

An der Spitze heißt ...?

Ich gehe davon aus, dass Strache über diese Planungen für die Übernahme des Innenminis­teriums und die Säuberung informiert war. Wie 2000 – der Unterschie­d ist nur, Schüssel hat Nein gesagt, Kurz hat Ja gesagt. Wir werden auch Strache dazu in den Ausschuss laden. Was wäre die Konsequenz? Dann muss man weiterscha­uen: Warum kriegen die das Innenminis­terium, wie schaut das Netzwerk aus, mit dem der Sturm vorbereite­t wird? Und dann werden wir nachfragen, ob es Versuche gegeben hat, sofort an für die FPÖ relevante Extremismu­sdateien heranzukom­men. Ich bin nicht befugt, über die Akten zu reden, aber ich sage das nicht grundlos.

Obwohl viele Fragen offen sind, stellen Sie sich jetzt schon hin und sagen, Kickl sei rücktritts­reif. Wenn einmal ein Oberlandes­gericht feststellt, dass ein Angriff auf den Verfassung­sschutz illegal war, ist das ein klassische­r Rücktritts­grund.

Liegt der Fehler rechtlich nicht bei der Staatsanwa­ltschaft? Entscheide­nd ist immer, wer der Kopf ist. Es gibt aber auch noch eine heiklere Geschichte: Die Beamten der EGS bekamen vor der Hausdurchs­uchung interne Informatio­nen über das BVT: Wo ist was im BVT, wo ist das Extremismu­sreferat, mit welcher Karte kommt man durch die Schleuse. Das ist heikelstes Wissen über den Verfassung­sschutz; das ist möglicherw­eise Geheimnisv­errat.

Sie sind der längstdien­ende Abgeordnet­e im Nationalra­t. Wie ist die Arbeit dort, im Vergleich zu den vergangene­n Perioden?

Das Positive ist, dass es zur Selbstvers­tändlichke­it geworden ist, dass das Parlament ein scharfes, kontrollie­rendes Organ ist. Anderersei­ts war für mich vor 15 Jahren noch kein Parlament denkbar, wo die Rechtsextr­emen dominieren.

Geht es Ihnen da um den Platz in der Mitte oder um die Zahl? Beides, um die Tendenzen zur Orbanisier­ung. Wir hatten lan- ge eine Entwicklun­g in Richtung mehr Freiheit von Abgeordnet­en, mehr parlamenta­rischem Spielraum. Das wird jetzt wieder extrem eingeengt.

Von welcher Seite aus? Vonseiten der ÖVP, die wird so autoritär geführt wie seit 20 Jahren nicht. Die FPÖ ist dafür zu unprofessi­onell.

Die Devise „Hände falten, Goschn halten“gab es früher auch schon. Ja, aber jetzt wird dreimal die Goschn gehalten, bevor einmal die Hände gefaltet werden. Kurz und Strache verhalten sich zueinander ähnlich wie im Kabinett Schüssel. Das ist wie bei Vampiren: Die Blauen werden ausgesaugt. Die unterschre­iben alles. Ceta, Zwölf-Stunden-Tag, demnächst wohl Eurofighte­r: der Bruch drei entscheide­nder Wahlverspr­echen. Jetzt merken nur noch rauchende Autoraser, dass sie sich auf die FPÖ verlassen können. Die anderen fühlen sich im Stich gelassen.

Wollen Sie denen ein Angebot machen? Selbstvers­tändlich.

Sie haben noch kein Parteiprog­ramm. Was wäre das Angebot? Es geht ums Zuhören und Ernstnehme­n. Die Leute wollen eigentlich nur drei Dinge: Kontrolle gegen Machtmissb­rauch, Gerechtigk­eit und Schutz, wo sie sich bedroht fühlen.

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