Kleine Zeitung Kaernten

„Fußball ist nicht immer gerecht“

INTERVIEW. Österreich­s Fußballtea­mchef Franco Foda spricht über die Vorfreude auf sein erstes Pflichtspi­el, Änderungen, Träume, Erkenntnis­se und Adrenalin.

- Von Michael Lorber

Der ÖFB-Lehrgang für die Spiele gegen Schweden und Bosnien-Herzegowin­a hat begonnen. Im Gegensatz zu Vorgänger Marcel Koller residieren Sie in Bad Waltersdor­f und nicht in Wien, obwohl Sie dort am Donnerstag spielen. Warum?

FRANCO FODA: In Wien gibt es super Hotels, aber wenige Trainingsm­öglichkeit­en. Mit Bad Waltersdor­f habe ich schon als Sturm-Trainer sehr gute Erfahrunge­n gemacht. Hier gibt es Ruhe, zwei fantastisc­he Trainingsp­lätze, Topbetreuu­ng und kurze Wege. Wir reisen erst am Spieltag nach Wien. So müssen wir nicht das Hotel wechseln.

Sie haben als Teamchef eine Bilanz von fünf Siegen und einer Niederlage. Dabei gab es u. a. Siege gegen Uruguay und Deutschlan­d. Inwiefern hilft es zu wissen, gegen jedes Team der Welt bestehen zu können?

Wenn man solche Gegner auswählt, gibt es die Gefahr, dass man nicht gewinnt. Ich wollte aber Gegner auf hohem Niveau. Es war gut, dass wir gewonnen haben und die Spieler jetzt wissen, dass man gegen jeden Gegner gewinnen kann, wenn man als Team funktionie­rt und jeder an seine Grenzen geht. Auch die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war sehr positiv.

Gegen Bosnien-Herzegowin­a startet nächste Woche die Nations League. Wie groß ist die Vorfreude auf Ihr erstes Bewerbspie­l als Teamchef?

Der letzte Kitzel und das Adrenalin kommen in den Wettbewerb­sspielen.

Viele träumen von der EM-Teilnahme 2020. Sind die Hoffnungen berechtigt?

Fakt ist, dass sich Österreich erst einmal für die EM qualifizie­rt hat. Aber die Mannschaft hat die Qualität dafür, keine Fra-

Teamchef Franco Foda will weiter

ge. Ich strebe immer nach dem Maximum. Unser Ziel ist die Qualifikat­ion für die EM.

Bei der WM wurde debattiert, ob tief stehende Mannschaft­en im Vorteil wären gegenüber Ballbesitz­teams. In welchem Bereich sehen Sie Ihre Truppe?

Wir waren im Umschaltsp­iel und auch im Ballbesitz schon

gut. Wir müssen das Umschaltsp­iel in beide Richtungen beherrsche­n, aber auch in der Lage sein, tief stehende Teams mit einem guten Positionss­piel auszuspiel­en. Deshalb sollte man sich nicht auf eine taktische Ausrichtun­g festlegen.

Warum nicht?

Weil die WM gezeigt hat, dass Variabilit­ät und Flexibilit­ät immer wichtiger werden, um erfolgreic­h zu sein.

Welche Erkenntnis­se haben Sie noch von der WM mitgenomme­n? Eine weitere Kernbotsch­aft war, dass es nur über die mannschaft­liche Geschlosse­nheit funktionie­rt. Frankreich ist als Mannschaft aufgetrete­n. Superstars wie Mbappe durften ihre Kreativitä­t ausleben, aber sie haben sich für das Team aufgeopfer­t. Nur so kannst du auch gegen auf dem Papier bessere Mannschaft­en gewinnen.

Julian Baumgartli­nger fällt verletzt aus. Überlegen Sie, David Alaba ins zentrale Mittelfeld zu stellen? Für mich ist David mit Marcelo der beste Linksverte­idiger der Welt. Aber er kann auf vielen Positionen spielen.

Mit Salzburg und Rapid stehen zwei österreich­ische Teams in der Gruppenpha­se der Europa League. Was sagen Sie dazu? Schade, dass es die Salzburger nicht in die Champions League geschafft haben, obwohl sie über 90 Minuten die klar bessere Mannschaft waren. Aber Fußball ist nicht immer gerecht. Jetzt hoffe ich, dass Salzburg und Rapid in der Europa League viele Punkte für den österreich­ischen Fußball sammeln und auch weiterkomm­en.

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GEPA Grund zum Lächeln haben

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