Der Pfadfinder von der CIA
Pünktlich in Minute 15 wird die tragische Kriegsvergangenheit des Helden enthüllt (Helikopterabsturz), in Minute 35 die Dame vorgestellt, in die er sich verlieben wird (Epidemiologin), und ab Minute 50 beginnt die Feuerschlacht (mit schwerem Gerät), die den Pilotfilm jeder Actionserie offenbar vorschriftsmäßig abschließen muss. Falls wer nach einem Beispiel für formelhaftes Erzählen in Serienformaten gesucht hat: Bitte zugreifen, „Tom Clancy’s Jack Ryan“, jetzt auf Amazon Prime, erfüllt alle Kriterien.
Man wundert sich, nach allem, was sich im Lauf der Jahre an schmutzigen Geheimnissen über den Verein offenbart hat, wie es überhaupt noch jemandem einfallen kann, das Wirken der CIA in derart bruchloser Anbetung zu fiktionalisieren. Held Jack Ryan, Finanzanalyst im Dienste der Agentur, ist nicht nur ein Wunderwuzzi, der jedem schlauen Terroristen auf die Spur kommt, er ist im Grunde seines reinen Herzens auch ein echter Pfadfinder, der wohl nur beim Geheimdienst ist, weil er da jeden Tag mindestens eine gute Tat vollbringen kann.
J ohn Krasinski in der Titelrolle hat in der Serie „Das Büro“und zuletzt als Regisseur des klugen Horrorthrillers „A Quiet Place“gezeigt, was er alles kann. Hier darf er zwar viel laufen, schießen, zweifelnd schauen, bleibt aber schauspielerisch, und wohl auch geistig, völlig unterbeschäftigt.