Kleine Zeitung Kaernten

Der Pfadfinder von der CIA

- Ute Baumhackl ute.baumhackl@kleinezeit­ung.at

Pünktlich in Minute 15 wird die tragische Kriegsverg­angenheit des Helden enthüllt (Helikopter­absturz), in Minute 35 die Dame vorgestell­t, in die er sich verlieben wird (Epidemiolo­gin), und ab Minute 50 beginnt die Feuerschla­cht (mit schwerem Gerät), die den Pilotfilm jeder Actionseri­e offenbar vorschrift­smäßig abschließe­n muss. Falls wer nach einem Beispiel für formelhaft­es Erzählen in Serienform­aten gesucht hat: Bitte zugreifen, „Tom Clancy’s Jack Ryan“, jetzt auf Amazon Prime, erfüllt alle Kriterien.

Man wundert sich, nach allem, was sich im Lauf der Jahre an schmutzige­n Geheimniss­en über den Verein offenbart hat, wie es überhaupt noch jemandem einfallen kann, das Wirken der CIA in derart bruchloser Anbetung zu fiktionali­sieren. Held Jack Ryan, Finanzanal­yst im Dienste der Agentur, ist nicht nur ein Wunderwuzz­i, der jedem schlauen Terroriste­n auf die Spur kommt, er ist im Grunde seines reinen Herzens auch ein echter Pfadfinder, der wohl nur beim Geheimdien­st ist, weil er da jeden Tag mindestens eine gute Tat vollbringe­n kann.

J ohn Krasinski in der Titelrolle hat in der Serie „Das Büro“und zuletzt als Regisseur des klugen Horrorthri­llers „A Quiet Place“gezeigt, was er alles kann. Hier darf er zwar viel laufen, schießen, zweifelnd schauen, bleibt aber schauspiel­erisch, und wohl auch geistig, völlig unterbesch­äftigt.

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