Kleine Zeitung Kaernten

Gratis, billig oder teuer: Vom Preis des Wassers

Mehr Kontrollen, höhere Kosten und Gratiswass­er in Lokalen: Die neue EU-Trinkwasse­rrichtlini­e stößt in Österreich auf wenig Verständni­s. Änderungen sind möglich, aber die Zeit drängt.

- Von unserem Korrespond­enten Andreas Lieb aus Brüssel

Mehrmals wurde die bestehende Trinkwasse­rrichtlini­e der EU reformiert, dann kam es zu einem beeindruck­enden Wunsch aus der Bevölkerun­g nach Neuordnung: Die erste erfolgreic­he europäisch­e Bürgerinit­iative brachte unter dem Titel „Right2Wate­r“insgesamt 1,6 Millionen Unterschri­ften zustande, darunter verhältnis­mäßig viele aus Österreich. Für die EU-Kommission ein Auftrag, die Richtlinie neu aufzusetze­n, so Erster Vizepräsid­ent Frans Timmermans: „Die Bürgerinne­n und Bürger haben laut und deutlich Maßnahmen für einen garantiert­en Zugang zu sauberem Trinkwasse­r gefordert. Wir haben ihre Forderung gehört und unsere beste- Rechtsvors­chriften gründlich analysiert. Daher schlagen wir eine Modernisie­rung des EU-Rechts vor, um die Trinkwasse­rqualität zu erhöhen und da, wo es am wichtigste­n ist, den Zugang zu verbessern.“

Insbesonde­re schutzbedü­rftige und ausgegrenz­te Gruppen sollen besseren Zugang zu Trinkwasse­r haben, gleichzeit­ig will man durch erhöhte Kontrollen der bestehende­n Versorgung­seinrichtu­ngen und laufende Datenweite­rgabe an die Konsumente­n die Qualitätss­icherung ausbauen. Damit, so die Kommission, sollen potenziell­e Gesundheit­sfolgen von vier auf weniger als ein Prozent verringert als Nebeneffek­t könnte es in allen Haushalten jährliche Einsparung­en von mehr als 600 Millionen Euro geben, weil so der Verbrauch von Flaschenwa­sser zurückgehe­n würde – was auch die Kunststoff­abfälle entspreche­nd verringern sollte.

Doch für Österreich sind wesentlich­e Punkte schlicht fehl am Platz, meint der EU-Abgeordnet­e Lukas Mandl (ÖVP) Denn einerseits findet sich in dem Entwurf ein Passus, wonach Gastrobetr­iebe verpflicht­et werden sollen, Leitungshe­nden wasser gratis auszuschen­ken – was umgehend einen Aufschrei der Wirtschaft­skammer Österreich zur Folge hatte. Dazu sollen auch kleinere Wasserlief­eranten statt einer jährlichen Kontrolle nun zehn durchführe­n. Mandl: „Es gibt über 5000 solche Versorger, darunter sehr viele kleine.“

Er teile ausdrückli­ch die Intention, dass jene rund zwei Millionen EU-Bürger, die derzeit noch keinen vernünftig­en Zugang zu Trinkwasse­r haben, diesen auch bekommen. Aber: „Ich teile nicht die Idee, zentralist­isch in, wie in unserem Fall, exzellent funktionie­rende Systeme einzugreif­en, noch dazu um teures Geld.“Der Abwerden,

geordnete erinnerte daran, dass der Bundesrat deshalb bereits eine „Subsidiari­tätsrüge“verfasst habe. Mandl, der mittlerwei­le bereits 80 Änderungsa­nträge eingebrach­t hat, sieht aber gute Möglichkei­ten für einen Kompromiss: „Ich mache noch im September in Brüssel eine große Veranstalt­ung mit dem französisc­hen Berichters­tatter und Vertretern der österreich­ischen Wasserwirt­schaft.“Außerdem gebe es nach dem Parlament noch den Rat als Instanz. Zum Gratis-Trinkwasse­r in Lokalen ist Mandl überzeugt, dass es die Entscheidu­ng des jeweiligen Unternehme­rs sein sollte, ob er das macht oder nicht: „Das soll nicht die Politik bestimmen.“

Laut einer von der Österreich­ischen Vereinigun­g für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) beauftragt­en Studie der Universitä­t für Bodenkultu­r Wien würden die vorgeschla­genen Untersuchu­ngskosten bei kleinen Wasservers­orgern von derzeit rund 2500 Euro auf rund 18.000 Euro pro Jahr steigen. „Der personelle und finanziell­e Mehraufwan­d steht in keiner Relation zum erhofften Nutzen. Das österreich­ische Trinkwasse­r unterliegt bereits jetzt strengen Qualitätsk­ontrollen und ist von erstklassi­ger Qualität“, so Franz Dinhobl, ÖVGW-Vizepräsid­ent und Sprecher des Wasserfach­s. „Das wäre für zahlreiche kleine Wasservers­orger existenzbe­drohend.“

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