„Regularien gehen entschieden zu weit“
Gastronomie übt Kritik: EU-Richtlinie sieht auch Gratis-Leitungswasser in Lokalen vor.
Eine Passage, die ebenfalls Teil der geplanten EU-Trinkwasser-Richtlinie ist, sorgt in der heimischen Gastrobranche für Debatten: Lokale könnten EU-weit dazu verpflichtet werden, ein Glas Leitungswasser kostenlos auszuschenken. Damit könnte die regelmäßig und emotional diskutierte Frage, ob Leitungswasser in Gastrobetrieben etwas kosten soll oder nicht, der Vergangenheit angehören. Mario Pulker, Bundesobmann des Fachverbands Gastronomie in der Wirtschaftskammer, übt scharfe Kritik und spricht von einer „total sinnlosen Geschichte für Österreich“.
Der Kärntner Gastro-Obmann Stefan Sternad „dachte zuerst, dass das nicht ernst gemeint sein kann. Bei aller Wertschätzung der EU – hier gehen die Regularien entschieden zu weit. Ich halte das für einen Schwachsinn.“Er verstehe, dass Wasser ein Grundrecht sei, dafür seien aber Kommunen verantwortlich und nicht private Unternehmer. Es werde auch niemand jemandem Gratis-Wasser verwehren, wenn es dringlich erscheint, „zum Beispiel, wenn jemand eine Tablette einnehmen muss“. Den Wirten aber eine Gratis-Vorschrift zu erteilen, zeuge vom Verlust der Wertschätzung für die Gastronomen. „Und gibt es nur dank der zahlenden Gäste.“
Mittlerweile sind einige Lokale dazu übergegangen, auch für das Ausschenken von Leitungswasser etwas zu verlangen. Wobei das Vorgehen und die Preisgestaltung völlig unterschiedlich sind. „Dieses Thema bricht unnotwendigerweise wieder auf “, bedauert Sternad.
Die EU-Kommission will auch mit dieser Maßnahme vor allem den Plastikmüll in Europa reduzieren. Die Überlegung dahinter: Wenn es in allen Lokalen kostenloses Trinkwasser gibt, sinkt der Absatz von Plastikflaschen.