Kleine Zeitung Kaernten

„Filme machen ist wie in den Krieg zu ziehen“

INTERVIEW. Der Kärntner Regisseur Alexander Peter Lercher (27) setzte sich mit „The Salzburg Story“beim California Independen­t Film Festival durch. Sein Motto: Glaub an das, was du tust.

- Von Julia Braunecker

Mit Ihrem zweiten Spielfilm „Salzburg Story“haben Sie zum zweiten Mal bei einem US-Filmfestiv­al gewonnen. Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg?

LERCHER: Ich freue mich über die Auszeichnu­ng, aber ein Film ist immer Teamarbeit. Der Cast war ein Wahnsinn, es gab keine Egos am Set. Alle waren dabei, weil sie es wirklich wollten.

Wer oder was inspiriert­e Sie zum Drehbuch?

Die besten Ideen kommen aus meinem eigenen Leben. Ich brauche keine Therapie, sondern drehe Filme (lacht).

Wie ist es Ihnen gelungen, Alfons Haider und Kelly Bishop von den „Gilmore Girls“für die Verfilmung zu gewinnen? Ich bin einfach auf die beiden zugegangen und habe Ihnen mein Drehbuch geschickt. Es hat ihnen gefallen.

Hatten Sie keine Angst vor einer Absage?

Wenn man sich etwas in den Schädel setzt, braucht man keine Angst zu haben. Wichtig ist, an das zu glauben, was man tut. Wenn man nur zu 20 Prozent von seinen Plänen überzeugt ist, neigt man früher oder später dazu, aufzugeben.

In Ihrem Film setzen Sie ganz bewusst auf die Atmosphäre von „Sound of Music“. Das Musical war in den Sechzigerj­ahren ein Riesenerfo­lg in den USA, floppte aber in den heimischen Kinos. Haben Sie keine Sorge, dass Ihnen das auch passieren könnte? Nein. Der Film wurde primär für amerikanis­ches Publikum gemacht. Aber er ist ein Hammer, darum hoffe ich natürlich, dass er auch in Europa Anklang findet. Derzeit befinden wir uns in Verhandlun­gen mit „Beta Film“in München. Der vorläufige Plan sieht derzeit so aus, dass „The Salzburg Story“2019 bei uns im Kino läuft und danach im Fernsehen gezeigt wird.

Ihren Vorgänger „Vor. Seit. Schluss!“haben Sie zu 99 Prozent durch Privatspon­soren fi-

nanziert. Wie kam die Finanzieru­ng diesmal zustande?

Das Geld, insgesamt 200.000 Euro, kam auch diesmal von privaten Investoren. Als junger Filmemache­r ist es in Österreich leider sehr schwer, in den Genuss des Fördersyst­ems zu kommen. Da ist man in Amerika gesegnet. Dort nennt sich das Filmgeschä­ft ja auch „Filmbusine­ss“und nicht „Filmbranch­e“wie in Österreich.

Wie sind Sie mit so wenig Geld ausgekomme­n? Hat Alfons Haider auf seine Gage verzichtet?

Ja. Alfons hat mitgemacht, weil er von Anfang an vom Film überzeugt war. Mit seiner positiven Energie hat er das gesamte Filmteam bis zum Schluss unterhalte­n. Und bei den Dreharbeit­en ist uns die Stadt Salzburg entgegenge­kommen. Der Garten von Schloss Mirabell wurde zum Beispiel extra für uns gesperrt und wir durften auch im Hotel Sacher filmen.

Was war die größte Herausford­erung beim Dreh?

(schmunzelt) Alles. Wenn man einen Film macht, zieht man in den Krieg. Irgendetwa­s geht immer schief, es gibt immer Feuer, die man bekämpfen muss.

Nach vier Jahren in Kalifornie­n befindet sich Ihr Lebensmitt­elpunkt nun in München. Sind die Chancen auf internatio­nalen Erfolg in Amerika nicht größer?

Ich bin so viel unterwegs, dass ich meinen Lebensmitt­elpunkt gar nicht mehr definieren kann. Die Welt ist heute so klein geworden, dass der Wohnsitz keine Rolle mehr spielt. Selbst wenn man im Wald sitzt, kann man alles machen, solange man nur WLAN hat.

Ihre nächsten Projekte?

Nach zwei „Schnulzen“wird das nächste Projekt etwas völlig anderes sein. Alfons Haider ist wieder mit dabei ... mehr wird nicht verraten.

Wer sind Ihre Vorbilder?

Meine Eltern. Die beiden sind erfolgreic­h, aber dennoch bescheiden. Sie hatten immer Vertrauen in das, was ich tue. Mein

Vater hat mir sogar zum Studium in L.A. geraten. Der Beruf meiner Eltern – beide sind Ärzte – setzt vieles in Relation. Das ist gerade im Filmgeschä­ft wichtig. Man darf sich nicht zu ernst nehmen. Nicht umsonst gibt es unter US-Filmemache­rn das Sprichwort: „Wir retten hier keine Leben, sondern machen Unterhaltu­ng.“

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 ?? APL (2) ?? Lercher mit Alfons Haider und dem weiteren Ensemble mit Newcomer Tom Allen
APL (2) Lercher mit Alfons Haider und dem weiteren Ensemble mit Newcomer Tom Allen
 ??  ?? Alexander Peter Lercher,geboren 1991 in Klagenfurt.Laufbahn: Studierte Film in Los Angeles und London. Sein Debüt „Vor. Seit. Schluss!“(mit Uschi Glas) lief 2015 beim Hollywood Filmfestiv­al. „The Salzburg Story“wurde gerade beim kalifornis­chen Independen­t Film Festival gewürdigt.Zur Person
Alexander Peter Lercher,geboren 1991 in Klagenfurt.Laufbahn: Studierte Film in Los Angeles und London. Sein Debüt „Vor. Seit. Schluss!“(mit Uschi Glas) lief 2015 beim Hollywood Filmfestiv­al. „The Salzburg Story“wurde gerade beim kalifornis­chen Independen­t Film Festival gewürdigt.Zur Person

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