Zu Mitternacht liefen EU-Antidumpingzölle auf billige Solarzellen aus China aus. Die Kärntner Hersteller sehen „kein Drama“.
Seit Mitternacht keine Antidumping-Zölle mehr auf Solarzellen aus China. Für heimische Hersteller „kein Drama“. Preislücke je Dach: circa 100 Euro.
Montagmitternacht liefen die 2013 verhängten Antidumping-Zölle für Importe von Solarzellen aus China in die EU aus. Für heimische Hersteller hält sich ein böses Erwachen gleichwohl in Grenzen. „Ich sehe kein Drama. Die Kluft bei den Preisen für Solarzellen bei Fotovoltaik ist nicht mehr so groß“, bleibt Robert Kanduth, Miteigentümer des größten österreichischen Solarzellen-Erzeugers Kioto in St. Veit/Glan gelassen.
Dabei war der Kärntner „Sonnenkönig“einer jener 25 Unternehmer in der EU, die 2012 Klage bei der EU-Wettbewerbsbehörde gegen die Billigimporte aus China einbrachten. „Es ist ein Wahnsinn, mit wie vielen Milliarden China seine Solarindustrie subventioniert. Die liefern unter Herstellkosten“, führte Kanduth damals Protest.
Tatsächlich war die Lage für die Branche in Europa prekär. In Deutschland gingen von 2011 bis 2013 die Hersteller Solon, Solar Millennium, Q-Cells und Conergy pleite. Kanduth konnte sich im damals so bezeichneten „Solarkrieg“als größter Erzeuger Europas bei thermischen Solarzellen behaupten.
Bei der Erzeugung der Solarzellen für die Fotovoltaik mussten Europas Hersteller günstiger werden, denn der Preisdruck aus China blieb. „Die Chinesen umgingen die Schranken über Drittländer wie Taiwan oder Malaysia. Die EU hob auch gar keinen Zoll ein, sondern gab den Chinesen ein Preislimit für den Import vor. So haben sie noch mehr verdient als vorher“, erklärt
KK Kanduth, der mit Fotovoltaik-Solarzellen mit 100 Mitarbeitern rund 40 Millionen Euro umsetzt und 27 Prozent Marktanteil in Österreich hat. Bei Solarthermie setzt er als Marktführer mit 90 Prozent Export über 30 Millionen Euro um, seit heuer auch in einer Produktion in Guadalajara in Mexiko.
Die Preislücke zwischen heimischen und chinesischen Solarzellen sei mittlerweile gering. Sie betrage laut Kanduth „für eine Anlage mit einem MW rund 30 Euro, für ein Solardach eines Einfamilienhauses mit drei MW rund 100 Euro. Der große Unterschied ist: Wir halten unsere Garantien seit über einem Vierteljahrhundert ein“.
Auch Réne Battistutti, der für seine Solarmodul-Produktion Energetica in Liebenfels das laut eigenen Angaben „größte Solarwerk Europas“baut, nimmt das Auslaufen der Anti-DumpingZölle gelassen. „Diese Wettbewerbsverzerrung war ohnehin nicht mehr sinnvoll. Und schaffen können wir es nur mit Innovation“, sagt Battistutti, der sich nun einen günstigeren Zugang zu globalen Rohstoffen wie Silizium-Zellen erhofft.
Die EU-Kommission hatte 2017 die Antidumping-Zölle um 18 Monate verlängert. Nun lässt sie sie auslaufen, um die umweltfreundliche Technologie weiter zu forcieren, was auch heimischen Konstruktionsfirmen nützt. In den USA hat Donald Trump heuer 30 Prozent auf Solarimporte aus China aufgeschlagen, was Milliarden geplanter Solarinvestitionen in den USA bremste.