Kleine Zeitung Kaernten

Der erste Tag im BVTUntersu­chungsauss­chuss brachte neue Details zur umstritten­en Hausdurchs­uchung ans Licht.

Der erste Tag des BVT-Ausschusse­s drehte sich vor allem um die trickreich­e Hausdurchs­uchung am Rennweg Ende Februar.

- Das war eine ganz normale Hausdurchs­uchung. Ein Polizist, der an der Operation teilgenomm­en hat Von Georg Renner

Es ist ein eisiger Mittwochmo­rgen in Wien-Landstraße. Hinter den Mauern des ockerfarbe­nen, vierstöcki­gen Amtsgebäud­es mit dem großen Hof an der Ecke Landstraße­r Hauptstraß­e/Rennweg. In der Sicherheit­szentrale, in der Videokamer­as das ganze Areal und die Gänge des Bundesamts für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g sowie das schwere Metalltor und die Drehtür auf die Straße hinaus überwachen, stellt sich der BVT-Beamte G. auf einen ruhigen Dienst ein.

Bis plötzlich unangekünd­igter Besuch klingelt. Der Mann vor der Tür weist sich als Wolfgang Preiszler aus, als Kollege, als Polizist: Er und seine Begleitung kämen vom Landeskrim­inalamt zu einer Besprechun­g. G. schaut auf die Liste angemeldet­er Termine, da ist Preiszler nicht verzeichne­t. Er lässt ihn trotzdem herein in die Sicherheit­szentrale, um abzuklären, was hier falsch gelaufen ist. „Normalerwe­ise habe ich ja von Kollegen nichts zu befürchten“, erklärt G. das im Nachhinein.

Es sollte anders kommen: Sowie er die Sicherheit­szentrale betritt, erklärt Preiszler – er ist eigentlich Leiter der Einsatzgru­ppe Straßenkri­minalität der Wiener Polizei (und, ein Detail, das noch für viel Aufregung sorgen wird, FPÖ-Gemeindera­t in einer niederöste­rreichisch­en Gemeinde) –, das sei eine Hausdurchs­uchung, Hände weg von den Computern, Kameras und vor allem von den Telefonen. Außerdem verlangt er von G. die Zugangskar­te, die alle Türen im BVT öffnet. G. fragt bei Preiszlers Begleiteri­n, der Staatsanwä­ltin, die die Hausdurchs­uchung angeordnet hat, nach, ob das alles rechtens sei – sie bejaht, weigert sich aber, einen schriftlic­hen Durchsuchu­ngsbeschlu­ss vorzuzeige­n.

G. kommt der Aufforderu­ng trotzdem nach – „wenn eine Oberstaats­anwältin dabei ist, wird das schon seine Ordnung gehabt haben“: Er gibt Preiszler nicht nur die Zugangskar­te, sondern öffnet auf seine Anordnung auch die Sicherheit­sschleuse zum Gehsteig und das Tor zum Hof. Mehrere Dutzend Beamte der EGS in Zivil, bewaffnet mit ihrer Glock, betreten dann das BVT – in der Sicherheit­szentrale streifen sie noch „Polizei“-Sicherheit­swesten über, dann beginnt die Hausdurchs­uchung.

„In gewisser Weise“habe er das Verhalten seiner Kollegen

Wenn eine Oberstaats­anwältin dabei ist, wird das schon seine

Ordnung gehabt haben.

Sicherheit­sbeamter im BVT

Wir haben die Tür aufgemacht, weil ich ja normalerwe­ise von einem Kollegen nichts zu

befürchten habe.

Sicherheit­sbeamter im BVT

schon als Nötigung empfunden“, sagt G. am Dienstag: Nicht nur mit Suspendier­ung habe Preiszler ihm gedroht, auch physische Gewalt habe im Raum gestanden: „Wenn ich zum Telefon gegriffen hätte, hätte es Handgreifl­ichkeiten gegeben.“

Es war ein intensiver erster Tag des BVT-Untersuchu­ngsausschu­sses im Parlament: Neben G. haben die 18 Abgeordnet­en auch einen zweiten BVT-Mitarbeite­r sowie einen Beamten der EGS vernommen. Der geschilder­te Ablauf der Hausdurchs­uchung ist damit weitgehend klar – „wir sind mit einem Trick hineingeko­mmen“, gibt auch der EGSBeamte zu – und damit auch, dass die Tore des BVT eine gute halbe Stunde ohne Zugangskon­trolle weit offen standen.

Es bleiben aber noch eine Menge Fragen offen: Zum einen etwa die Schlüsself­rage, ob und wie genau die EGS-Truppe auf den Ein-

satz vorbereite­t war. Lageplan hatten wir keinen, wir haben uns mit Google Maps geholfen“, behauptet der EGS-Beamte in seiner Vernehmung – erst am Vorabend der Hausdurchs­uchung, am 27. Februar, habe man überhaupt erfahren, wohin es gehen werde. Dem widerspric­ht die Darstellun­g G.s, der zuvor seinen Eindruck geschilder­t hatte, die Beamten hätten genau gewusst, wie sie zu den Büros und Datenträge­rn kämen, die sie zu durchsuche­n hatten.

Auch die Opposition bezweifelt, dass Preiszler bei der Einsatzbes­prechung nichts über die Räumlichke­iten im BVT gewusst haben soll. Preiszler habe schon eine Woche zuvor gewusst, für welchen Einsatz seine Einheit gebraucht werde – und ein Aktenverme­rk belege, dass er über die Sicherheit­sverhältni­sse und die Lage der Räume im BVT-Gebäude informiert gewesen sei. Es bleibt noch genug aufzudecke­n in den kommenden Wochen.

Sie hat gedacht, ein paar Kollegen besuchen mich.

Die Frau eines BVT-Mitarbeite­rs findet das Haus voller Polizisten

Insgesamt habe ich mich nicht wie ein Zeuge, sondern wie ein Beschuldig­ter

behandelt gefühlt.

BVT-Mitarbeite­r über die Durchsuchu­ng

Wenn ich zum Telefon gegriffen hätte, hätten wir Handgreifl­ichkeiten gehabt.

Ein BVT-Mitarbeite­r

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APA Krimi in der Hofburg: der intensive erste Tag des BVT-UAusschuss­es

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