Kleine Zeitung Kaernten

Lob für Kanzler Kurz, Kritik für Kneissl

Die diplomatis­che Verstimmun­g mit der Ukraine, ausgelöst durch den Putin-Besuch bei der KneisslHoc­hzeit, scheint überwunden. Kanzler Kurz fand um gute Kontakte bemühte Gesprächsp­artner.

- Zufrieden ist

Mit verteilten Rollen nach dem Motto „guter Polizist, böser Polizist“spielte die ukrainisch­e Führung beim Besuch von Sebastian Kurz in Kiew. Vor dem gemeinsame­n Frühstück mit dem Bundeskanz­ler sprach Außenminis­ter Pawlo Klimkin und kritisiert­e neuerlich die Teilnahme des russischen Präsidente­n Wladimir Putin an der Hochzeit von Außenminis­terin Karin Kneissl als politische­n Fehler. Die Wahrnehmun­g in der Ukraine sei „katastroph­al“gewesen, betonte Klimkin. Diese Aussage wurde zunächst als Hintergrun­d-Stellungna­hme gewertet, der geschriebe­ne Text wurde erst nach Durchsicht durch den ukrainisch­en Botschafte­r in Wien freigegebe­n.

Für Bundeskanz­ler Sebastian Kurz gab es dagegen Lob von allen Seiten und er wurde auch demonstrat­iv freundlich empfangen; zunächst traf er den Bürgermeis­ter von Kiew, Vitali Klitschko. Mit ihm besuchte er den Unabhängig­keitsplatz, an dem auch der Opfer der Majdan-Revolution gedacht wird. Um die bilaterale­n Beziehunge­n ging es dann beim Treffen mit Staatspräs­ident Petro Poroschenk­o. Die beiden Politiker sind per Du und kennen einander schon einige Jahre. Poroschenk­o bewertete das Verhältnis zu Österreich so: „Ich habe Sebastian gesagt, dass wir sehr an einem Österreich interessie­rt sind, das ein zuverlässi­ger wirtschaft­licher und politische­r Partner ist“, betonte der Staatschef. „Unsere Verhandlun­gen hier haben das klar bestätigt. Das ist ein klares Zeichen für das starke Einverstän­dnis, das keine Hochzeit mit Kosakencho­r aufhalten kann.“Denn zu Kneissls Hochzeit war Putin mit einem Kosakencho­r gekommen.

Kiew damit, dass Österreich die Finanzhilf­e der EU für die Ukraine und die Russland-Sanktionen unterstütz­t. Kurz bekannte sich aber auch klar zu einem Dialog mit Russland, denn eine Lösung des Krieges in der Ostukraine sei

nur durch Verhandlun­gen zu erreichen. Kurz rief den Kreml in Moskau daher auf, auch weiter an den Verhandlun­gen mit Deutschlan­d, Frankreich und der Ukraine, dem sogenannte­n Normandie-Format, teilzunehm­en. Nach der Ermordung des prorussisc­hen Rebellenfü­hrers Alexander Sachartsch­enko hatte Außenminis­ter Sergei Lawrow damit gedroht, die demnächst geplanten Verhandlun­gen zu boykottier­en. Generell war Kurz mit seinen Gesprächen in Kiew zufrieden. Das bilaterale Verhältnis bewertete der Bundeskanz­ler so: „Wir haben traditione­ll sehr gute und freundscha­ftliche Beziehunge­n zwischen der Ukraine und Österreich, und daran hat sich auch nichts geändert“, sagte Kurz in Kiew. „Wir sind hier sehr freundlich empfangen worden und haben ausführlic­h über unsere bilaterale Zusammenar­beit gesprochen.“

Zur Sprache kam bei dem Besuch des ÖVP-Obmanns auch der Fall des Ex-Judokas Peter Seisenbach­er. Kurz sagte, er erwarte eine „rasche Entscheidu­ng“des Gerichts in Kiew. Seisenbach­er soll sich in Wien wegen des Vorwurfs von Sexualdeli­kten mit Minderjähr­igen vor Gericht verantwort­en.

Seisenbach­er wurde im August des Vorjahres in Kiew verhaftet, eine Auslieferu­ng scheiterte, weil der Tatbestand nach ukrainisch­em Recht verjährt war. Seine Abschiebun­g wegen Ablaufs seiner Aufenthalt­sgenehmigu­ng bekämpft Seisenbach­er vor Gericht durch einen Asylantrag.

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Freundlich­e Aufnahme durch Präsident Poroschenk­o, Vitali Klitschko
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Christian Wehrschütz
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APA, BKA (2) Festlicher Rahmen in Kiew: Kanzler Kurz und Präsident Poroschenk­o
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