Kleine Zeitung Kaernten

Hollywoods schöne und geniale Göttin

18 Jahre nach Hedy Lamarrs Tod widmet sich Doku-Regisseuri­n Alexandra Dean der genialen Erfinderin, die völlig verarmt starb.

- Von Luigi Heinrich

Sie hieß Hedwig Eva Maria Kiesler und war Tochter eines Wiener Bankiers. Unter ihrem Künstlerna­men Hedy Lamarr avancierte sie zum Hollywood-Star, galt als schönste Frau der Welt. Was man jedoch lange nicht wusste: Sie war auch eine geniale Erfinderin. Die Amerikaner­in Alexandra Dean gestaltete die Doku „Geniale Göttin – Die Geschichte der Hedy Lamarr“(derzeit in den Kinos). Dean plante ursprüngli­ch eine TV-Serie über Erfinder, „bei meinen Recherchen fiel mir ein Buch über Hedy Lamarr in die Hände.“Der Journalist Fleming Meeks übergab ihr vier Interviewb­änder der Mimin: „Diese Bänder waren wie ein geborgener Schatz“, sagt Dean. Auch aus dramaturgi­schen Gründen: „Die Erzählerin von Hedy Lamarrs Leben war in meinem Film nun wirklich Hedy Lamarr.“

Mit 16 ging Hedy zum größten Wiener Filmstudio, stellte sich vor, und bekam prompt ihre erste Nebenrolle. Der Ausgangspu­nkt für ihre Weltkarrie­re wurde jedoch ein Skandal: ihre Nacktszene­n in Gustav Machaty´s „Ekstase“(1933). Der Papst prangerte den Film an, Hitler verbot ihn. Als sie später mit Louis B. Mayer, dem Chef von Metro-Goldwyn-Mayer, um Gagen verhandelt­e, stellte er die Bedingung, sie müsse in seinen Filmen stets die Kleidung anbehalten.

In Hollywood feierte sie enorme Erfolge, mit Filme wie „Algiers“(1939) oder „Samson und Deliah“(1949). Was damals niemand wusste: Nach anstrengen­den Drehtagen fiel sie nicht ins Bett, sondern Hedy (Lieblingsf­ach in der Schule: Chemie) widmete sich ihren Erfindunge­n. Dem Milliardär Howard Hughes („Er war der schlechtes­te von all meinen Liebhabern“) erklärte sie, seine Flugzeuge seien zu langsam, und entwarf aus der Lektüre über Vögel und Fische heraus eine schnellere Flugzeugfo­rm.

Sechs Ehemänner hatte sie insgesamt, keine Ehe endete glücklich. Alexandra Dean: „Ich glaube, der Beste für sie wäre George Antheil, selbst Künstler und Mitarbeite­r bei ihren Erfindunge­n, gewesen. Er hätte ihr intellektu­ell das Wasser reichen können, war aber kleiner als sie – und verheirate­t.“Mit Antheil gelang ihr die sensatione­llste Erfindung: ein störungsge­sichertes Fernmeldes­ystem, das, in der Torpedotec­hnik verwendet, zur schnellen Niederlage des Dritten Reiches im U-BootKrieg hätte beitragen können. Aber die US-Navy nahm sie nicht ernst, die beschlagna­hmte Erfindung blieb im Safe. Später wurde ihr Frequenzsp­rungverfah­ren Grundlage für die Tech-

nik bei Mobiltelef­onen, Bluetooth und GMS. Hält der Trend an, werden bald alle Menschen dieser Welt mit dem Technologi­everfahren, das Hedy Lamarr erfand, verbunden sein. Geschätzte­r Gegenwarts­wert: über 25 Milliarden Euro. Hedy sah keinen Cent davon.

2014 wurde sie übrigens in die National Inventors Hall of Fame aufgenomme­n. 14 Jahre zuvor starb sie total verarmt in den USA. Ihr sehnlichst­er Wunsch war, ihre Asche möge im Wienerwald verstreut werden. Dies geschah. „Der Rest der Asche“, so Alexandra Dean, „soll in einer Urne in ihrem Ehrengrab am Zentralfri­edhof ruhen. Die Kosten für den Grabstein, 10.000 Euro, konnte sich ihr Sohn Anthony, mittlerwei­le selbst ein alter Mann, nicht leisten. Da hat unsere Filmfirma die nötigen Mittel zugeschoss­en.“

Jedes Mädchen kann glamourös aussehen. Dazu

muss es nur stillstehe­n und dumm schauen. Hedy Lamarr über die Aufgaben eines Hollywood-Starlets

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Hedy Lamarr galt einst als schönste Frau der Welt. Unten: Filmemache­rin Alexandra Dean mit Lamarrs Sohn Anthony Loder
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