„Wir müssen die besten Talente entwickeln“
ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel über den schwierigen Einstieg, sein Konzept, die Schwerpunkte seiner Arbeit und die Perspektiven für die Nationalmannschaft.
Elf Monate sind vergangen seit der turbulenten Amtsübernahme. Wie fällt eine erste Bilanz aus?
PETER SCHÖTTEL: Es ist eine herausfordernde Aufgabe, mit einem Beginn, der schwierig war. Die Dinge haben sich durch die Arbeit eingespielt und beruhigt. Mittlerweile fühle ich mich wohl. Ich habe meine Abteilung so strukturiert, dass es für mich passt. Ich denke, dass wir in jedem Bereich schon einiges verändert haben. Es waren sehr viele Personalentscheidungen zu treffen, wir haben strukturelle Themen in Angriff genommen. Es ist viel zu tun.
Für Verwirrung hat damals gesorgt, dass Sie, wie auch von Ihnen eingestanden, ohne Konzept angetreten sind. Wenn Sie jetzt das gleiche Prozedere noch einmal erleben würden, was würden Sie präsentieren?
war klar, dass dies in so kurzer Zeit nicht machbar war. Ich musste erst für mich klären, ob ich das überhaupt machen will. Das mit jemandem zu vergleichen, der 18 Jahre im Amt war, habe ich nie verstanden. Es ist aber gleich losgegangen, denn es galt, einen Teamchef zu finden. Wir haben uns, aufbauend auf bestehenden Konzepten, jedes Themas angenommen.
Wie schaut ein Schöttel-Konzept dann im Detail aus?
Wir können über jeden Bereich reden. Ein Kernpunkt ist die Trainer-Aus- und -Fortbildung, da haben wir schon viel verändert. Wir haben Leute eingesetzt, die die Ausbildung anders konzipiert haben als bisher. Es wird mehr auf die Kompetenzen der Trainer Wert gelegt, das kommt wahnsinnig gut an. Wir schauen uns genau die Arbeit in den Akademien an, wir diskutieren über die Inhalte. Da müssen wir Schwerpunkte setzen, wir haben dort zu viele VerletEs zungen. Wir haben nicht unendlich viele Talente, aber wir müssen schauen, dass wir die besten raufkriegen. Die Förderung der Talente, sie zu entwickeln, ist das Wichtigste. Es muss ins Bewusstsein rücken, dass das erste Ziel die individuelle Arbeit ist, dass wir bestmögliche, kreative Spieler für das A-Team ausbilden. Es geht nicht primär darum, mit Nachwuchsteams erfolgreich zu sein, obwohl wir das Erreichen von Endrunden anstreben.
Es stoßen vermehrt Spieler aus der heimischen Liga zum Team. Wie soll diese sich positionieren?
Ich würde mir mehr Kontinuität wünschen, vor allem bei den Trainern. Das gilt auch für die Akademien, wo es noch Einjahresverträge gibt. Da ist es kaum möglich, Spieler heranzubilden. Aber da wird schon das Bewusstsein geschärft.
Wie hat der Übergang im Nationalteam funktioniert?
Es ist ja im ÖFB insgesamt sehr viel passiert. Die neue Führung mit Thomas Hollerer und Bernhard Neuhold hat mich am Anfang sehr unterstützt, ich halte sie für sehr fähige Leute. Ich denke auch, dass es mit Franco Foda und seinem Team wunderbar funktioniert. Er kommt bei den Spielern mit seinen klaren Anweisungen sehr gut an.
Es gibt keine Kompetenzüberschneidungen?
Nein. Ich sehe das große Ganze, schaue mir rundherum das Geschehen an. Ich glaube, dass ich ein guter Beobachter bin.
Welche Perspektive sehen Sie für die Mannschaft, auch im Rückblick auf die WM?
Der Schlüssel ist, dass wir regelmäßig an Endrunden teilnehmen. Kroatien ist mit Hängen und Würgen hingekommen und hat gezeigt, was entstehen kann. Mit dieser Mannschaft und dem Betreuerteam ist es möglich, sich für die nächsten Endrunden zu qualifizieren. Wenn du dort bist, kann viel passieren. So eine Rolle wie die Schweden, die ins Viertelfinale gekommen sind, hätten wir auch spielen können. Es gilt, mit den Leuten, die wir zur Verfügung haben, die beste Spielanlage zu finden. Das passiert schon unter Foda. Wenn wir das konsequent und mutig durchziehen, haben wir gegen jeden eine Chance.