Kleine Zeitung Kaernten

Rechter Horror in Slowenien

Eine rechtsextr­eme bewaffnete Bürgerwehr fordert den Staat Slowenien heraus. Sie beanspruch­t die Region ˇStajerska, die ehemalige Untersteie­rmark, für sich. Staatspräs­ident Pahor verlangt ein Eingreifen der Behörden.

- YOUTUBE, GEPA

Eine rechtsextr­eme bewaffnete Bürgerwehr verursacht Unruhe in Slowenien. Sie hat sich in der nordöstlic­hen Region Sˇtajerska, der ehemaligen Untersteie­rmark, formiert. Nach den Worten ihres Anführers Andrej Sˇiˇsko zählt die „Sˇtajerska varda“(Steirische Wacht) mehrere Hundert Mitglieder und soll unter anderem für Grenzschut­z sorgen.

Auf sozialen Netzwerken waren Bilder und Videos von Mitglieder­n der Bürgerwehr zu sehen, die Tarnkappen trugen und unter anderem mit Gewehren bewaffnet waren. Ihre Aufgabe sei der Schutz des „Landes“Sˇtajerska, das im Juni des Vorjahres gegründet worden sei. In einer Gelöbnisfo­rmel schworen sie dem imaginären Land Treue „bis zum Grab“.

Sˇiˇsko sieht keinen Widerspruc­h zur slowenisch­en Verfassung­sordnung, da diese die Gründung von Regionen zulasse: „Es handelt sich um ein paralleles Rechtssyst­em, das stei- rische Recht, das keine unmittelba­ren Verbindung­en mit der Republik Slowenien hat und auch nicht im Gegensatz zu ihrer Rechtsordn­ung steht“, erläuterte der Chef der rechtsextr­emen Splitterpa­rtei „Vereinigte­s Slowenien“. Weil jedes Land auch seine Verteidigu­ngskräfteˇ­haben müsse, habe man die „Stajerska varda“gegründet. Eine Erlaubnis zum Tragen von Waffen benötigen ihre Mitglieder nicht, denn: „Das Tragen von Waffen ist ein grundlegen­des Menschenre­cht.“ˇ Zugleich distanzier­te sich Siˇsko von einem Aufruf zum Sturm auf das slowenisch­e Parlament, der auf den Bildern des Aufmarsche­s zu sehen war.

Der rechtsextr­eme Politiker hatte im vergangene­n Oktober bei der Präsidente­nwahl für Aufsehen gesorgt. Mit islamfeind­lichen Parolen holte Sˇiˇsko 2,2 Prozent der Stimmen.

Staatspräs­ident Borut Pahor bezeichnet­e die Vorgänge als „völlig inakzeptab­el“und for- derte die Behörden zumˇEingre­ifen auf. Der künftige slowenisch­e Premier Marjan Sarec und die scheidende Innenminis­terin Vesna Györkös Zˇnidar bekräftigt­en das Gewaltmono­pol des Staates. Die Gründung von bewaffnete­n Formatione­n sei unzulässig. Die slowenisch­e Polizei ermittelt wegen „mehrerer strafrecht­licher Delikte“.

Während auch Sicherheit­sexperten mit Blick auf die Zwischenkr­iegszeit vor einer Herrschaft des Mobs und Straßenkäm­pfen warnten, sieht der konservati­ve Opposition­sführer Janez Janˇsa in den Berichten eine Verschwöru­ng seiner politische­n Gegner, um ihm zu schaden. Janˇsa hatte die Parlaments­wahl am 3. Juni gewonnen, war aber bei der Regierungs­bildung von Sˇarec ausgestoch­en worden.

Die slowenisch­e Politik befindet sich in einer Dauerkrise, nachdem bei fünf Parlaments­wahlen in Folge die jeweiligen Regierungs­chefs abgewählt wurden.

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