Kleine Zeitung Kaernten

Europas Ringen um die Facebook-Steuer

Widerständ­en in den eigenen Reihen zum Trotz: Diese Tage sollen die Eckpunkte einer EU-weiten „Digitalste­uer“festgezurr­t werden. Österreich will notfalls am Alleingang festhalten.

- Von Markus Zottler und Georg Renner

Nach Apple kletterte jetzt auch Amazon an der Börse über die BillionenM­arke. Wieder einmal legt der als digitaler Buchladen gestartete Konzern damit Zeugnis einer neuen ökonomisch­en Hierarchie ab. An deren Spitze sich immer mehr US-Konzerne einfinden, die ihr Geschäft federführe­nd mit digitalen Produkten machen. Und die für Steuerbehö­rden in einzelnen EU-Ländern trotz ihrer Omnipräsen­z kaum greifbar sind.

Eine „faire Besteuerun­g der digitalen Wirtschaft“steht deswegen als zentrales Thema auf der Agenda des informelle­n EU-Finanzmini­sterrats, der morgen und übermorgen in Wien über die Bühne geht. Diskussion­sgrundlage soll dort der Richtlinie­n-Vorschlag der EUKommissi­on sein, wonach künftig bestimmte Online-Umsätze (nicht Gewinne) mit drei Prozent besteuert werden sollen. Etwa die Platzierun­g von Online-Werbung oder die Übermittlu­ng gesammelte­r Nutzerdate­n. Der Sitz des Nutzers soll entscheide­n, wo die Steuer zu entrichten ist. Voraussetz­ung ist, dass Unternehme­n zumindest 750 Millionen Euro umsetzen – davon 50 Millionen in der EU.

Jetzt regt sich aber selbst gegen diese „Übergangsl­ösung“Widerstand in den eigenen Reihen. Dabei stehen nicht nur Irland und Luxemburg den Plänen kritisch gegenüber, auch Deutschlan­ds Finanzmini­ster Olaf Scholz fiel durch Zurückhalt­ung auf. Nun macht gar ein Papier des Ministeriu­ms die Runde, wonach Scholz von den Plänen einer Digitalste­uer teils abrücke. Die „Dämonisier­ung der großen Digitalunt­ernehmen“sei „nicht zielführen­d“, steht dort etwa. Und weiter: „Die öffentlich noch häufig vernehmbar­e Aussage, dass Unternehme­n wie Google, Apple, Facebook und Amazon keine Steu- ern auf ihre Gewinne zahlen würden, ist nicht mehr haltbar.“Olaf Scholz ließ die Kernaussag­en des Berichts mittlerwei­le dementiere­n und erklärte: „Eine Festlegung des Ministers oder des Hauses auf ein oder mehrere Instrument(e) gibt es noch nicht.“

Klar ist, dass für die exportorie­ntierte deutsche Wirtschaft viel auf dem Spiel steht. Oft wurde vor US-amerikanis­chen Gegenschlä­gen auf deutsche Firmen gewarnt, sollte Europas Digitalste­uer realisiert werden. Österreich­s Finanzmini­ster Hartwig Löger zeigt sich weiter zuversicht­lich, dass es zu einer EU-Einigung kommt. Auch mit Scholz habe er „sehr gute Gespräche“geführt. Sollte die EU-Steuer scheitern, sei Österreich weiter bereit, alleine voranzugeh­en. Außerdem: Kommt die dreiprozen­tige Onlinewerb­ungs-Abgabe, könnte die normale Werbeabgab­e hierzuland­e von fünf auf drei Prozent gesenkt werden. Minister Löger

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