Meeres-Putz mit Wiener Beteiligung
Mit einer Art Riesenkrake soll ab heute der Pazifik vom Plastikmüll befreit werden. Wiener Wissenschaftler plante mit.
Es nennt sich „The Ocean Cleanup“, das Großreinemachen im Nordpazifik, ein Riesenprojekt gegen den Plastikmüll im Meer, das heute in San Francisco offiziell startet.
Der medienwirksame Kopf der Umweltkampagne ist der junge Niederländer Boyan Slat (24), doch hinter ihm steht ein 70-köpfiges Team – mit österreichischer Beteiligung: Der renommierte Wiener Meeresbiologe Gerhard Herndl von der Uni Wien arbeitete zweieinhalb Jahre an dem Projekt mit.
„Eine ehemalige Mitarbeiterin von mir war beim OceanCleanup-Projekt dabei. Sie hat Boyan von mir erzählt und er ist dann an mich herangetreten“, so Herndl zur Kleinen Zeitung über die Entstehung der Zusammenarbeit. „Damals hat Boyan nur Techniker in seinem Team gehabt, aber keine Biologen.“
hatten eine Art Riesenkrake entwickelt, ein Uförmiges Floß aus 600 Meter Kunststoffrohr mit einem Tiefgang von höchstens drei Metern. Diese wird heute vom Hafen Alameda bei San Francisco rund 500 Kilometer weit zu einem Strömungswirbel im Nordpazifik geschleppt, wo laut Projektleiter Unmengen an Plastikmüll herumschwimmen.
„Das darf man sich allerdings nicht wie eine kompakte riesige Müllinsel vorstellen, die man einfach so abschöpfen kann“, berichtet Herndl, der mit einem deutschen Forschungsschiff im Vorjahr selbst vor Ort war. Der „Great Pacific Garbage Patch“bestehe vielmehr aus einzelnen, herumtreibenden Plastikteilen. „Aber einzusammeln gibt es dennoch genug“, betont der Meeresbiologe. Experten schätzen, dass allein im Bereich des Strudels 1,8 Billionen Plastikteile im Wasser treiben.
Herndl arbeitete nicht nur beratend an der Entwicklung des Floßes mit – „es gab viele Meetings über Skype“– er untersuchte vor allem, ob Meereslebewesen durch das Abschöpfen
Die Lebensgemeinschaft im Pazifik wird dadurch nicht beeinflusst.
Gerhard Herndl, Meeresbiologe
gefährdet sind. Derartige Kritik war schon bald nach Bekanntwerden des Projektes weltweit laut geworden. Eine derartige Gefahr gibt es laut Herndl aber nicht. „Das zu entfernende Plastik schwimmt an der Oberfläche. Fische und tierisches Plankton tauchen unter. Außerdem gibt es Unterwasserkameras auf dem Floß, die alles mitfilmen.“Wie effizient „Ocean Cleanup“sei, werde sich erst zeigen – derzeit sind 60 Plastikfänger zur Reinigung der Meere geplant. Doch eines hat Boyan Slat mit seiner Kampagne laut Herndl schon geschafft: „Er hat sicher dazu beigetragen, dass sich ein Problembewusstsein in der Bevölkerung entwickelt.“