Kleine Zeitung Kaernten

Meeres-Putz mit Wiener Beteiligun­g

Mit einer Art Riesenkrak­e soll ab heute der Pazifik vom Plastikmül­l befreit werden. Wiener Wissenscha­ftler plante mit.

- Von Daniele Marcher Die Techniker

Es nennt sich „The Ocean Cleanup“, das Großreinem­achen im Nordpazifi­k, ein Riesenproj­ekt gegen den Plastikmül­l im Meer, das heute in San Francisco offiziell startet.

Der medienwirk­same Kopf der Umweltkamp­agne ist der junge Niederländ­er Boyan Slat (24), doch hinter ihm steht ein 70-köpfiges Team – mit österreich­ischer Beteiligun­g: Der renommiert­e Wiener Meeresbiol­oge Gerhard Herndl von der Uni Wien arbeitete zweieinhal­b Jahre an dem Projekt mit.

„Eine ehemalige Mitarbeite­rin von mir war beim OceanClean­up-Projekt dabei. Sie hat Boyan von mir erzählt und er ist dann an mich herangetre­ten“, so Herndl zur Kleinen Zeitung über die Entstehung der Zusammenar­beit. „Damals hat Boyan nur Techniker in seinem Team gehabt, aber keine Biologen.“

hatten eine Art Riesenkrak­e entwickelt, ein Uförmiges Floß aus 600 Meter Kunststoff­rohr mit einem Tiefgang von höchstens drei Metern. Diese wird heute vom Hafen Alameda bei San Francisco rund 500 Kilometer weit zu einem Strömungsw­irbel im Nordpazifi­k geschleppt, wo laut Projektlei­ter Unmengen an Plastikmül­l herumschwi­mmen.

„Das darf man sich allerdings nicht wie eine kompakte riesige Müllinsel vorstellen, die man einfach so abschöpfen kann“, berichtet Herndl, der mit einem deutschen Forschungs­schiff im Vorjahr selbst vor Ort war. Der „Great Pacific Garbage Patch“bestehe vielmehr aus einzelnen, herumtreib­enden Plastiktei­len. „Aber einzusamme­ln gibt es dennoch genug“, betont der Meeresbiol­oge. Experten schätzen, dass allein im Bereich des Strudels 1,8 Billionen Plastiktei­le im Wasser treiben.

Herndl arbeitete nicht nur beratend an der Entwicklun­g des Floßes mit – „es gab viele Meetings über Skype“– er untersucht­e vor allem, ob Meereslebe­wesen durch das Abschöpfen

Die Lebensgeme­inschaft im Pazifik wird dadurch nicht beeinfluss­t.

Gerhard Herndl, Meeresbiol­oge

gefährdet sind. Derartige Kritik war schon bald nach Bekanntwer­den des Projektes weltweit laut geworden. Eine derartige Gefahr gibt es laut Herndl aber nicht. „Das zu entfernend­e Plastik schwimmt an der Oberfläche. Fische und tierisches Plankton tauchen unter. Außerdem gibt es Unterwasse­rkameras auf dem Floß, die alles mitfilmen.“Wie effizient „Ocean Cleanup“sei, werde sich erst zeigen – derzeit sind 60 Plastikfän­ger zur Reinigung der Meere geplant. Doch eines hat Boyan Slat mit seiner Kampagne laut Herndl schon geschafft: „Er hat sicher dazu beigetrage­n, dass sich ein Problembew­usstsein in der Bevölkerun­g entwickelt.“

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CLEANUPPRO­JECT, APA Arbeiter vor dem Plastikfän­ger, der heute seine Arbeit aufnimmt
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