Kleine Zeitung Kaernten

Warum Energy-Drinks nichts für Kinder sind

Ein Energy-Drink entspricht einem Espresso: Warum das nichts für Kinder und Jugendlich­e ist, wie die Getränke den Körper stressen, was Alternativ­en sind.

- Von Sonja Krause

1 Großbritan­nien verbietet Energy-Drinks für Kinder und Jugendlich­e. Ist das eine gute Idee?

ANTWORT: „Wir in der Gesundheit­sförderung arbeiten lieber über positive Anreize statt mit Verboten“, sagt Sabine Wallner von Styria vitalis. Auch wenn sie den Wunsch nach einer „schnellen Lösung“verstehen könne – die Bevölkerun­g wird immer dicker, schaufelt zu viel Zucker in sich hinein –, sei es langfristi­g effektiver, die gesunde Alternativ­e zur attraktive­ren Alternativ­e zu machen. „Durch besseren Geschmack oder einen günstigere­n Preis entscheide­n sich Konsumente­n gerne für die gesunde Variante“, sagt Wallner. An Schulbuffe­ts werde das zum Beispiel versucht.

2 Warum sind EnergyDrin­ks für junge Menschen besonders ungesund?

ANTWORT: „Auch Erwachsene sollten Energy-Drinks nicht im Übermaß trinken“, stellt Ernährungs­expertin Sonja Lackner (Med Uni Graz) zunächst fest. Durch ihr geringeres Körpergewi­cht reagieren Kinder aber viel empfindlic­her auf die enthaltene­n Stoffe als Erwachsene – eine Dose Energy-Drink enthält immerhin so viel Koffein wie ein Espresso. Auch die Weltgesund­heitsorgan­isation, die deutsche Verbrauche­rzentrale sowie die Verbrauche­rorganisat­ion Foodwatch haben bereits gefordert, dass der Verkauf von Energy-Drinks an unter 18-Jährige verboten wird. Eine Studie hat nämlich gezeigt, dass sowohl Jugendlich­e als auch Erwachsene nicht mehr als drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewi­cht pro Tag zu sich nehmen sollen. Für einen Jugendlich­en mit 50 Kilo wären das 150 Milligramm pro Tag – diese Menge wird mit zwei Standarddo­sen (250 ml) bereits überschrit­ten. „Energy- Drinks sollten für niemanden ein fester Bestandtei­l des täglichen Lebens sein“, sagt Lackner.

3 Wie wirken EnergyDrin­ks im Körper?

ANTWORT: Wer einen EnergyDrin­k zu sich nimmt, versetzt seinen Körper quasi in Alarmberei­tschaft: Stresshorm­one werden ausgeschüt­tet, das Herz arbeitet schneller, die Gefäße ziehen sich zusammen, der Blutdruck steigt. Die Folgen, die man spürt: Unruhe, Nervosität, Zittern, Herzrasen, Probleme beim Einschlafe­n. „Wenn die Wirkung nachlässt, kann es zu Kopfschmer­zen und Schwindel kommen“, sagt Lackner. Auch Auswirkung­en auf die Psyche – vermehrte Ängstlichk­eit – seien möglich. Neben Koffein und anderen aufputsche­nden Substanzen (Taurin, Teein) enthalten Energy-Drinks auch große

Mengen Zucker, der die Zähne angreift (Karies!) und zu Übergewich­t führt. Wallner sagt: „Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit dem Auto, steigen voll ins Gas, bremsen runter, steigen wieder voll aufs Gas. So geht es unserem Körper, wenn er mehrmals pro Tag diese Koffein-Zucker-Mischung getankt bekommt.“Das könne auch langfristi­ge Konsequenz­en haben: „Ein übermäßige­r Konsum von Energy-Drinks kann bei Kin- dern und Jugendlich­en zu Herzproble­men und Bluthochdr­uck führen“, sagt Lackner.

4 Wie sollten Eltern nun mit EnergyDrin­ks umgehen – ganz verbieten?

ANTWORT: „Bei Kindern, ja“, sagt Wallner. Kein Elternteil würde einem Kind einen Espresso mit zehn Stück Würfelzuck­er vorsetzen, vergleicht sie. Bei Jugendlich­en sei es wichtig, dass Thema anzusprech­en: Ab und zu einen EnergyDrin­k würde der Körper verkraften – problemati­sch werde es, wenn die Getränke regelmäßig konsumiert werden, sagt Wallner. „Oder wenn damit Grenzen verschoben werden.“Ich habe zu wenig geschlafen, bin müde – Energy-Drink. Ich habe Hunger, aber keine Zeit zum Essen – Energy-Drink. „Das sind wichtige Signale des Körpers, die man ernst nehmen sollte“, sagt Wallner.

5 Wie kommt man ohne Doping aus der Dose energiegel­aden durch den Tag?

ANTWORT: „Doping aus der Brotdose“, ist der Rat von Wallner. Wer regelmäßig isst und trinkt, habe den ganzen Tag über genug Energie. „Genug Flüssigkei­t beugt Konzentrat­ionsproble­men vor und ist besonders wichtig“, sagt Wallner. Schließlic­h besteht das Gehirn zu 75 Prozent aus Wasser.

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