Das hitzige Ende eines coolen Finales
Japanerin Naomi Osaka gewann die US Open. Auch, weil Serena Williams sich mit dem Schiedsrichter anlegte und Sexismus ortete.
Es schien unbedeutend, dass sich eine 20-Jährige gerade in ihrem ersten Grand-Slam-Finale schlichtweg bravourös gegen Serena Williams schlug, ja, sie dominierte. Naomi Osaka schrieb die Geschichte dieser Finalnacht bei den US Open und war dennoch nur der Zusatz, wie es schien, entschuldigte sich bei der Zeremonie sogar unter Tränen bei den Fans: „Es tut mir leid. Ich weiß, ihr habt alle Serena die Daumen gedrückt. Es tut mir leid, dass es so enden musste.“
Und das Ende war kein schönes, es war ein hitziges. Eines, das noch lange für Diskussionen sorgen wird. Und eines, mit dem Serena Williams schließlich trotz der 2:6, 4:6-Finalniederlage die Geschichte war. Auch wenn der 36-Jährigen völlig unerwartet der 24. Sieg bei einem Major versagt blieb, mit dem sie den Rekord von Margaret Court eingestellt hätte. Stattdessen gab es den ersten Grand-Slam-Sieg für Japan – aber das blieb, wie erwähnt, scheinbar nur Beiwerk.
Die Geschichte
entfernte sich nämlich vom Sport, wenn auch zunächst nicht vom Court Arthur Ashe. Denn da versuchte Patrick Mouratoglou, seinem Schützling Serena Tipps zu geben, wie er selbst sagte. Woraufhin diese vom spanischen Schiedsrichter Carlos Ramos eine Verwarnung erhielt. Mit Folgen. Denn das brachte Williams auf die Palme.
Männer haben ganz andere Dinge gesagt. Das hat sich für mich wie eine sexistische Bemerkung angefühlt, ich kämpfe für
Frauenrechte!
Serena Williams
„Ich wurde nicht gecoacht! Ich betrüge nicht, da würde ich lieber verlieren“, herrschte sie den Unparteiischen an. Als sie dann aber nach 3:1-Führung im zweiten Satz das Rebreak kassierte und ihren Schläger zerstörte, folgte Verwarnung zwei, gleichbedeutend mit einem Punktabzug. Und daraufhin war Verwarnung eins wieder Thema. „Du Lügner“, sagte Williams mehrmals in Richtung Schiedsrichter – und dann: „Du Dieb!“Bis Ramos Verwarnung drei aussprach, gleichbedeutend mit dem Verlust eines ganzen Spiels. Das war zu viel. Williams forderte die Supervisors an, diskutierte, argumentierte – und verlor. Und statt des Handshakes mit dem Schiedsrichter forderte sie von dem nach wie vor eine Entschuldigung.
Das Publikum in New York war empört, beruhigte sich erst, als Serena alle bat, den Sieg von Osaka anzuerkennen, ihr zuzujubeln. Denn die Japanerin, deren Vater aus Hawaii ist, stand zunächst weinend da und ertrug die Schmähungen der Fans. Entschuldigte sich sogar. Und meinte nach dem Spiel: „Wenn ich auf den Platz gehe, fühle ich mich wie eine andere Person. Ich bin kein Serena-Fan, sondern nur eine Tennisspielerin, die gegen eine andere Tennisspielerin spielt. Aber als ich sie am Netz umarmt habe, habe ich mich wieder wie ein kleines Kind gefühlt.“
Und Williams?
Hob die Diskussionen um den Schiedsrichter eine Ebene höher. Männer hätten Schiedsrichtern schon ganz andere Dinge gesagt, meinte sie. „Und ich bin hier, um für Frauenrechte und gleiche Behandlung zu kämpfen.“Wegen des Wortes „Dieb“sei noch keinem Spieler bei den Herren ein Game weggenommen worden, erklärte sie – ihr schon: „Das hat sich für mich wie eine sexistische Bemerkung angefühlt.“Sie werde jedenfalls weiter für die Frauen und deren Gleichbehandlung kämpfen, darum kämpfen, Emotionen zeigen zu dürfen, „eine starke Frau“sein zu dürfen.