„Es geht nicht um meine Person“
Susanne Wiesinger will Kindern helfen, in unserer Gesellschaft Fuß zu fassen.
Wir sollten endlich anfangen, über die sich zuspitzenden Herausforderungen im Klassenzimmer zu diskutieren“, schreibt die Lehrerin Susanne Wiesinger im Nachwort ihres Buchs „Kulturkampf im Klassenzimmer“. Gesagt hat sie das schon öfter, geschehen ist nicht viel. Ein Buch zu schreiben über Erfahrungen an ihrer Neuen Mittelschule in Wien-Favoriten, hat sie lange gezögert. „Alle waren skeptisch und manche sogar ablehnend“, schreibt sie von den Reaktionen ihrer Familie auf das Projekt. „Nicht, weil sie mir in der Sache nicht zustimmen, sondern weil sie befürchten, dass ich mit dem Gegenwind, der mich erwarten könnte, nicht gut umgehen kann. Und sie haben durchaus recht.“
Nun muss Susanne Wiesinger aushalten zu hören, was sie alles sein soll: islamophob, ausländerfeindlich, eine „Neoliberale ohne Gewissen“, eine Gewerkschafterin, „die ihre Ideale verraten hat“. Die Reaktionen im Internet nach der Veröffentlichung ihres Buches bestätigen ihre Befürchtungen. Es gab aber auch positive Überraschungen. So hat der Wiener Bildungsstadtrat sie zum Gespräch eingeladen und keineswegs abweisend reagiert auf die Publikation.
Persönlichen Fragen weicht die Autorin aus. „Es geht nicht um meine Person“, schreibt sie. „Wer daran interessiert ist, lenkt von den eigentlichen Problemen in der Schule ab und verlagert den Fokus.“Der liegt für die auch nach 30 Jahren ungebrochen begeisterte Lehrerin auf ihren Kindern, deren „Zerrissenheit“, deren Problemen, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren. „Es geht nicht darum, jemandem seinen Glauben auszureden oder diesen gar abzuwerten. Aber: Im täglichen Leben müssen der Glaube und die mit ihm verbundenen religiösen Gebote dringend in den Hintergrund rücken“, ist Wiesinger überzeugt. Hören wir ihr zu.
Es wäre schlimm für mich, als ausländerfeindliche, islamophobe Lehrerin zu gelten. Susanne Wiesinger