Kleine Zeitung Kaernten

Vor diesem Mann zittert Volkswagen

Der Tübinger Anwalt Andreas Tilp vertritt vor Gericht den Musterkläg­er.

- Frank-Thomas Wenzel

Man könnte Andreas Tilp auch einen Betroffenh­eitsanwalt nennen. Als Jus-Student verhob er sich an hochriskan­ten Deals mit Wertpapier­en. Er soll dabei mit geliehenem Geld spekuliert haben. Immerhin gelang es ihm, die Schulden nicht zurückzahl­en zu müssen. Später gab er an, durch dieses Erlebnis sein Fachgebiet als Anwalt gefunden zu haben. Und das gehört nicht zum Standardka­non der Juristen. Tilp hat sich auf Kapitalmar­ktrecht spezialisi­ert, also auf Klagen von Aktionären gegen Aktiengese­llschaften. Jetzt tritt er im ersten großen Schadeners­atzprozess gegen VW als Anwalt des sogenannte­n Musterkläg­ers auf – das ist die Deka Investment­s, die Fondstocht­er der Sparkassen, die allein von dem Wolfsburge­r Autobauer rund 200 Millionen Euro haben will. Es ist sein größtes, bislang spektakulä­rstes Verfahren.

Tilp, Jahrgang 1963, hat klein angefangen. Mit einer Ein-Mann-Kanzlei, die er 1994 in Tübingen gründete. Er scheut sich weder vor höchst komplexen Sachverhal­ten noch vor Fernsehkam­eras. Tilp kann das, was für Laien schon längst nicht mehr durchschau­bar ist, auf den Punkt bringen. Und er kann für die Medien Schlagzeil­en formuliere­n. Die Aufmerksam­keit der Medien ist ihm im Volkswagen-Prozess sicher.

Doch der wuchtige Mann tanzt auch auf anderen Hochzeiten. In Südafrika hat er Klage gegen den deutsch-südafrikan­ischen Möbelherst­eller Steinhoff eingereich­t, der in einen BilanzSkan­dal verwickelt ist. Doch auch gegen Daimler geht er vor. Die Kanzlei Tilp hat das erste Verfahren gegen den schwäbisch­en Autobauer wegen Abgasmanip­ulation auf den Weg gebracht. Bei Volkswagen war sie natürlich auch die erste.

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