Kleine Zeitung Kaernten

Die Fusion der Kassen ist nun fix

Gewaltige Reform oder simple Umfärbungs­aktion? Die Koalition präsentier­t heute Eckpunkte der Kassenfusi­on. Für 19.000 Bedienstet­e gibt es eine Jobgaranti­e.

- Von Michael Jungwirth

Aus Sicht der Regierung ist es das größte Reformproj­ekt der Legislatur­periode, das über die Jahre hinweg eine Milliarde Euro zum Segen der Patienten ins Gesundheit­ssystem spült. Aus der Sicht von Kritikern ist das Vorhaben eine beinharte Umfärbungs­aktion, um die Macht der SPÖ-dominierte­n Arbeitnehm­er in den Sozialvers­icherungen zu brechen und der FPÖ den Einstieg ins Postenkaru­ssell zu eröffnen: Heute um neun Uhr früh wird die Koalition den Durchbruch bei der Fusion der Krankenkas­sen verkünden. Kanzler Sebaslen

Kurz, Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache, FPÖ-Sozialmini­sterin Beate HartingerK­lein und ÖVP-Klubobmann August Wöginger treten vor die Medien. Im Dezember soll das Gesetz im Parlament beschlosse­n werden, heute startet die Begutachtu­ngsfrist.

Die Details werden erst heute präsentier­t, was nach Informatio­nen der Kleinen Zeitung schon fix ist: Die 21 Sozialvers­icherungen werden mit 1. Jänner 2020 auf fünf reduziert, ab April 2019 läuft die Übergangsz­eit. Die neun Gebietskra­nkenkassen werden zur Österreich­ischen Gesundheit­skasse (ÖGK) fusioniert, die regiona-

Kassenchef­s werden zu Landesleit­ern degradiert. Übrig bleiben eine Kasse für Selbststän­dige (Gewerbe und Bauern), eine Kasse für den öffentlich­en Dienst, die Unfall- sowie die Pensionsve­rsicherung. Der Hauptverba­nd der Sozialvers­icherungst­räger ist Geschichte, Alexander Biach muss Ende 2019 seine Sachen packen.

Die Regierung begründet den Schritt mit gewaltigen Einsparung­en in Höhe von einer Milliarde. 2021 würden 200 Millionen, 2022 300 Millionen, 2023 500 Millionen eingespart werden, die Mittel würden für neue Kassenstel­len aufgewende­t und in die geplante Leistungsh­artian

monisierun­g quer durch Österreich fließen.

Die Details der Einsparung­seffekte bleibt man vorerst schuldig. Nur so viel wird gesagt: Drei Viertel der Funktionär­e werden eingespart (480 statt 2000), die Gremien werden um die Hälfte (50 statt 90) reduziert. Der Abbau in der Verwaltung erfolge ausschließ­lich über natürliche Abgänge, in den nächsten Jahren komme es zur Pensionier­ungswelle. Die Koalition gibt allen 19.000 Bedienstet­en eine im Gesetz festgeschr­iebene Jobgaranti­e.

Machtpolit­isch ist Folgendes vorgesehen: Der neue, zwölf- köpfige Verwaltung­srat wird paritätisc­h mit Vertretern der ÖVP-nahen Arbeitnehm­er und der SPÖ-nahen Arbeitgebe­r besetzt, der Vorsitz rotiert halbjährig. Beim Vorsitz im zweiten Gremium, der Hauptversa­mmlung, kommen jene Parteien zum Zug, die nicht im Verwaltung­srat das Sagen haben, also vor allem die FPÖ oder auch die Grünen. Auch beim neu geschaffen­en Dachverban­d rotiert der Vorsitz zwischen den Chefs der fünf verbleiben­den Sozialvers­icherungen. Kammerchef Harald Mahrer gab gestern bekannt, dass er den ihm zustehende­n Chefsessel nicht einnehmen werde.

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Wollen heute um neun Uhr im Kanzleramt den Durch-bruch verkünden: Hartinger-Klein, Strache, Kurz, Wöginger (von rechts)
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