Kleine Zeitung Kaernten

Gesetzeshä­rte versus christlich­e Werte

- Herbert Beiglböck über Ausnahmere­gelungen bei Abschiebun­gen und die Entscheidu­ng der Regierung Herbert Beiglböck ist Direktor der Caritas Steiermark

Die Bundesregi­erung hat entschiede­n, bei Abschiebun­gen keine Ausnahmere­gelungen für Asylwerber­Innen gelten zu lassen, die in Ausbildung stehen. Rigoros werden auch Menschen abgeschobe­n, die pflegende oder kranke Angehörige zurücklass­en müssen. Dies ist eine Härte, die aus humanitäre­r Sicht nicht nachzuvoll­ziehen ist. Hier stehen Gesetzeshä­rte und christlich­e Werte im Gegensatz zueinander.

Diese Vorgangswe­ise ergibt wirtschaft­lich und gesellscha­ftlich keinen Sinn.

Die Entscheidu­ngsträgeri­nnen und Entscheidu­ngsträger missachten auch zumindest drei von vier Grundprinz­ipien der katholisch­en Soziallehr­e. Nicht das Wohl der einzelnen Person steht im Mittelpunk­t, sondern es wird nur das Gesetz zur Anwendung gebracht.

Die Verpflicht­ung der Gemeinscha­ft, solidarisc­h auf die Schwächere­n zu schauen, ist nicht spürbar. Schließlic­h wird das Allgemeinw­ohl geschädigt, wie die übereinsti­mmenden Positionen aus der Wirtschaft deutlich machen.

Im ORF-„Sommergesp­räch“bekannte sich Bundeskanz­ler Kurz klar zu den Wurzeln seiner Partei, als er sagte: „Christlich-sozial, das ist eine der Säulen der Volksparte­i und mir natürlich auch wichtig in meiner politische­n Arbeit.“

Was wir als soziale Organisati­on der katholisch­en Kirche an verschiede­nen Stellen erleben, ist aber etwas anderes. Da stelle ich mir schon verwundert die Frage: Wie ist dieses Bekenntnis zu den christlich-sozialen Werten mit der gezeigten Härte vereinbar?

Mir ist bewusst, dass man weder mit der Bergpredig­t noch mit der katholisch­en Soziallehr­e allein Tagespolit­ik gestalten kann. Aber ganz ohne diesen Geist und ohne Respekt vor den Grundsätze­n christlich­er Staatsphil­osophie wird Politik unmenschli­ch und unbarmherz­ig.

I ch weiß, dass alle, die politische Entscheidu­ngen treffen müssen, immer auch in der Spannung zwischen dem Ideal und dem Notwendige­n stehen. Aber es muss zumindest erkennbar bleiben, dass wir mit den Schwachen mitfühlen und mit aller Kraft vertretbar­e menschlich­e Lösungen suchen.

„DieVerpfli­chtung der Gemeinscha­ft, solidarisc­h auf die Schwächere­n zu schauen, ist nicht spürbar.“

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