EZB halbiert die Anleihenkäufe
Höhere Zinsen sind frühestens im Herbst 2019 in Sicht.
Vorab etwas Privates: Einer meiner Söhne ist 2007 auf die Welt gekommen, meine Frau war 2008 wieder schwanger. Ich ging damals, ehrlich gesagt, schon ein paar Dosen kaufen. Denn mir war klar, wenn die Bankomaten ein paar Tage nicht mehr befüllt werden, könnte bald Anarchie herrschen.
Es war für mich eine brutale Erkenntnis, wie sehr die Verschuldung das Rückgrat des Staates ist. Mir wurde bewusst, wie schmal der Grat zwischen Solvenz und Insolvenz ist – für Unternehmer und für Banken. Ohne der Möglichkeit zur Verschuldung kommt der Geldkreislauf zum Erliegen.
In der Bank herrschte extreme Nervosität. Dabei hatten wir als Sparkassensektor keine schlechte Position. Aber das Vertrauen war weg, nirgendwo war mehr Geld zu bekommen. Auch wir haben keine Banken mehr finanziert. Es war wirklich interessant, wie schnell sich das Ganze geändert hat. Es waren Wochen, Monate der Unsicherheit. Aber der Staat hat gut reagiert. Die Hilfspakete an die Banken – nicht nur an uns, übrigens – waren wichtig, die Politik hat damit deutlich signalisiert, dass die Banken nicht fallen gelassen werden.
An Bankschaltern gab es keine massiven Bewegungen, manche haben aber ihr Sparbuch gesplittet, damit jedes von der Einlagensicherung betroffen war. Wäre aber der staatliche Damm gebrochen, wäre wohl alles infrage gestellt gewesen. Europas Währungshüter steuern in gemächlichen Schritten auf ein Ende ihrer Anti-KrisenPolitik zu. Wie im Juni in Aussicht gestellt, halbiert die Europäische Zentralbank (EZB) das Volumen ihrer monatlichen Anleihenkäufe ab Oktober auf 15 Milliarden Euro. Ein Ende des durchaus umstrittenen Programms zum Kauf von Staats- und Unternehmenspapieren ist nach wie vor zum Jahresende 2018 geplant. Bis dahin wird die EZB Anleihen im Volumen von 2,6 Billionen Euro gekauft haben. Für die Sparer hält die Durststrecke weiter an: Denn eine Wende hin zu höheren Zinsen will die Zentralbank frühestens im Herbst 2019 einläuten.