Kleine Zeitung Kaernten

Und läuft und läuft und läuft ... aus

Augenblick­e

- Frido Hütter

Im Juli kommenden Jahres stirbt der Beetle aus, in Mexiko. Und die Autowelt wird um eine lebende Legende ärmer sein, auch wenn es bereits die zweite, längst nicht mehr so erfolgreic­he Neuauflage des legendären Käfers war. Doch schön der Reihe nach.

Adolf Hitler hatte genaue Vorstellun­gen, wie sein Volks-Wagen beschaffen sein sollte, als er dem Konstrukte­ur Ferdinand Porsche 1933 den Auftrag gab. Er sollte Platz bieten für ein Paar und drei Kinder, 100 Stundenkil­ometer Geschwindi­gkeit erreichen und mit sieben Litern Kraftstoff auskommen. Als Preis visierte man 990 Reichsmark an, inflations­bereinigt rund 4000 Euro.

Das Autoprojek­t lief im Rahmen von Kraft durch Freude, dem großen Volksbeglü­ckungsprog­ramm der Nazis.

Als Porsche fünf Jahre später den ob seiner Form rasch Käfer genannten Wagen präsentier­te, ahnte die „New York Times“: „In Kürze wird der Führer sein großes Netz von Autobahnen mit Abertausen­den glänzenden kleinen Käfern zupflaster­n, die von der Ostsee bis zur Schweiz vor sich her summen werden.“

Doch es kam anders: Hitler wandte all seine Kraft den Freuden des Krieges zu, 65.000 Käfer in etlichen militärisc­hen Ausführung­en summten an die Fronten.

N ach Kriegsende begann aber der Höhenflug des Käfers. Er wurde zum meistverka­uften Auto der Welt. Ich habe nur die besten Erinnerung­en an ihn. An einer Wiener Straßenkre­uzung sah ich auf Freddy Quinn in einem Käfer ganz nah. Mit meinem Freund Franz bretterte ich später mit einem Käfer nach England. In meinen frühen Berufsjahr­en erstand ich einen gebrauchte­n um umgerechne­t hundert Euro, der lange gute Dienste tat. Und meine Frau schwärmt heute noch von den Käfer-Familienfa­hrten nach Kroatien, Mutter und Vater vorne, drei Schwestern im Fond, der kleine Bruder im Spalt vor dem Motor, das Gepäck auf dem Dach: „Wir sind immer heil angekommen.“

Nun also wird der als Beetle anglisiert­e Volkswagen alsbald nicht mehr gebaut. „Läuft und läuft und läuft“, lautete ein berühmter Werbespruc­h für den Käfer. Nun ist er ausgelaufe­n.

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