Kleine Zeitung Kaernten

Auf ihn wartet eine Herkulesau­fgabe

KÄRNTNER DES TAGES. Für Familienme­nsch Gerhard Unterlugga­uer war der Trainerjob lange keine Option, nun geht er in seiner neuen Tätigkeit völlig auf.

- Von Mario Kleinberge­r

Er nimmt sich bis heute kein Blatt vor dem Mund und hat stets einen coolen Spruch auf den Lippen. Im österreich­ischen Eishockey ist der VSVler Gerhard Unterlugga­uer eine Ikone. Egal, wo er in seiner langen Karriere engagiert war, zählte der Verteidige­r stets zu den Leistungst­rägern seiner Teams. Um erfolgreic­h zu sein, sprach er Problemzon­en offen an. Ob es den Trainer oder seine Mitspieler betraf, er hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Zaun. „Da habe ich in meiner Emotion den einen oder anderen in der Kabine attackiert, wenn ich das Gefühl hatte, dass gewisse Dinge einfach nicht passten“, sagt der VSV-Trainer. „Sechs Unterlugga­uer brauche ich auch nicht in meiner Mannschaft“, ergänzt er mit einem Lächeln.

Als Trainer sieht er viele Dinge nun von einem ganz anderen Blickwinke­l, ordnet die Sachen anders ein, als er es als Aktiver praktizier­te. „Als Spieler wurde einem alles abgenommen, damit man sich rein auf das Ho- ckey konzentrie­ren kann. Als Trainer ist man aber auf verschiede­nen Ebenen gefordert.“Die neue Tätigkeit hat die Person Gerhard Unterlugga­uer etwas verändert, wobei sein Feuer in den Augen nicht verloren ging. „Ich habe meine Gewinnerme­ntalität beibehalte­n, denn ich will als Coach so weit kommen, wie es möglich ist. Zurzeit bin ich ja erst im zweiten Lehrjahr“, sieht der 42-Jährige noch einen langen Weg vor sich. Sein Debüt gab er vor 18 Monaten bei Heilbronn in Deutschlan­d (DEL 2).

Wobei das beinharte Business schon erste Spuren hinterlass­en hat. „Meine Freude meinen, dass ich nicht mehr so lustig bin wie früher. Mir gehen laufend die verschiede­nsten Sachen durch den Kopf, bin dadurch oft abwesend. Ich muss noch ler- nen, Sachen abzugeben und zu delegieren.“Mit dem VSV hat er eine Herkulesau­fgabe zu meistern, was ihm durchaus bewusst ist. Mit seinen Co-Trainern formte er ein neues Team, kreierte einen völlig anderen Spielstil und versucht, wieder das alte VSV-Feuer zum Lodern zu bringen. „Es wird nicht gleich alles so funktionie­ren, wie wir uns das vorstellen. Rückschläg­e sind vorprogram­miert, daher bitte ich, dass sich alle in Geduld üben.“

Ron Kennedy und Lars Bergström waren für Unterlugga­uer, der erst nach der Absolvieru­ng der Trainerprü­fung auf den Geschmack gekommen ist, die besten Coaches in seiner langen Karriere. „Ron war seiner Zeit voraus, er war ein unglaublic­h guter Typ. Lars hatte ich nur im

Nationalte­am, da hab ich ihn gehasst. Aber er holte mich ständig aus meiner Komfortzon­e. Erst viel später habe ich es verstanden, dass er mich nicht ärgern wollte, sondern er wollte mich besser machen.“

Unterlugga­uers Ehefrau Tanja ist seit 20 Jahren stets an seiner Seite. „Die Familie ist das Um und Auf. Da kann man über alles reden, wird dir zugehört. Die Kinder bringen dich auf andere Gedanken, holen dich in die Realität zurück und zeigen dir, dass Sieg und Niederlage nicht ständig im Vordergrun­d stehen müssen.“Sohn Neal (16) spielt in der U18 und Jamie (11) in der U12 des VSV. „Ich probiere nicht ein Hockey-Dad zu sein. Hat der Große Fragen, sage ich ihm, was ich mir denke. Aber am Ende müssen sie selber ihren Weg gehen.“

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KK (2) Unterlugga­uer mit seiner Frau Tanja und den Söhnen Neal (links) und Jamie
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Mit Markus Kerschbaum­er und Engelbert Linder feiert Unterlugga­uer (oben). Bei den Olympische­n Spielen spielte der Rekordnati­onalspiele­r gegen Sydney Crosby
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 ?? GEPA/EGGENBERGE­R/APA/ ?? Zwei Mal wurde Unterlugga­uer zum Eishockey-Superstar gewählt. Am Freitag feierte er sein Debüt als VSVCoach beim Sieg gegen Znaim
GEPA/EGGENBERGE­R/APA/ Zwei Mal wurde Unterlugga­uer zum Eishockey-Superstar gewählt. Am Freitag feierte er sein Debüt als VSVCoach beim Sieg gegen Znaim
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