Auf ihn wartet eine Herkulesaufgabe
KÄRNTNER DES TAGES. Für Familienmensch Gerhard Unterluggauer war der Trainerjob lange keine Option, nun geht er in seiner neuen Tätigkeit völlig auf.
Er nimmt sich bis heute kein Blatt vor dem Mund und hat stets einen coolen Spruch auf den Lippen. Im österreichischen Eishockey ist der VSVler Gerhard Unterluggauer eine Ikone. Egal, wo er in seiner langen Karriere engagiert war, zählte der Verteidiger stets zu den Leistungsträgern seiner Teams. Um erfolgreich zu sein, sprach er Problemzonen offen an. Ob es den Trainer oder seine Mitspieler betraf, er hielt mit seiner Meinung nicht hinter dem Zaun. „Da habe ich in meiner Emotion den einen oder anderen in der Kabine attackiert, wenn ich das Gefühl hatte, dass gewisse Dinge einfach nicht passten“, sagt der VSV-Trainer. „Sechs Unterluggauer brauche ich auch nicht in meiner Mannschaft“, ergänzt er mit einem Lächeln.
Als Trainer sieht er viele Dinge nun von einem ganz anderen Blickwinkel, ordnet die Sachen anders ein, als er es als Aktiver praktizierte. „Als Spieler wurde einem alles abgenommen, damit man sich rein auf das Ho- ckey konzentrieren kann. Als Trainer ist man aber auf verschiedenen Ebenen gefordert.“Die neue Tätigkeit hat die Person Gerhard Unterluggauer etwas verändert, wobei sein Feuer in den Augen nicht verloren ging. „Ich habe meine Gewinnermentalität beibehalten, denn ich will als Coach so weit kommen, wie es möglich ist. Zurzeit bin ich ja erst im zweiten Lehrjahr“, sieht der 42-Jährige noch einen langen Weg vor sich. Sein Debüt gab er vor 18 Monaten bei Heilbronn in Deutschland (DEL 2).
Wobei das beinharte Business schon erste Spuren hinterlassen hat. „Meine Freude meinen, dass ich nicht mehr so lustig bin wie früher. Mir gehen laufend die verschiedensten Sachen durch den Kopf, bin dadurch oft abwesend. Ich muss noch ler- nen, Sachen abzugeben und zu delegieren.“Mit dem VSV hat er eine Herkulesaufgabe zu meistern, was ihm durchaus bewusst ist. Mit seinen Co-Trainern formte er ein neues Team, kreierte einen völlig anderen Spielstil und versucht, wieder das alte VSV-Feuer zum Lodern zu bringen. „Es wird nicht gleich alles so funktionieren, wie wir uns das vorstellen. Rückschläge sind vorprogrammiert, daher bitte ich, dass sich alle in Geduld üben.“
Ron Kennedy und Lars Bergström waren für Unterluggauer, der erst nach der Absolvierung der Trainerprüfung auf den Geschmack gekommen ist, die besten Coaches in seiner langen Karriere. „Ron war seiner Zeit voraus, er war ein unglaublich guter Typ. Lars hatte ich nur im
Nationalteam, da hab ich ihn gehasst. Aber er holte mich ständig aus meiner Komfortzone. Erst viel später habe ich es verstanden, dass er mich nicht ärgern wollte, sondern er wollte mich besser machen.“
Unterluggauers Ehefrau Tanja ist seit 20 Jahren stets an seiner Seite. „Die Familie ist das Um und Auf. Da kann man über alles reden, wird dir zugehört. Die Kinder bringen dich auf andere Gedanken, holen dich in die Realität zurück und zeigen dir, dass Sieg und Niederlage nicht ständig im Vordergrund stehen müssen.“Sohn Neal (16) spielt in der U18 und Jamie (11) in der U12 des VSV. „Ich probiere nicht ein Hockey-Dad zu sein. Hat der Große Fragen, sage ich ihm, was ich mir denke. Aber am Ende müssen sie selber ihren Weg gehen.“