Das ganze Universum in einer Seerose
Wer Monet sagt, muss auch Impressionismus sagen. Die Albertina Wien widmet dem Malergenie und passionierten Gärtner eine große Schau.
Wer jenes Bild, das einer ganzen Kunstrichtung den Namen gibt, im Original sehen möchte, muss nach Paris. Ins Musée Marmottan Monet. In einer Apsis im Kellerausbau hängt dort „Impression soleil levant“. 1872 malt Claude Monet die berühmte Morgenstimmung eines Hafens, 48 mal 63 Zentimeter groß, für Heinz Widauer „die Inkunabel des Impressionismus“. Als sie 1874 öffentlich präsentiert wird, sind Hohn und Spott die überwiegenden Reaktionen.
„Impression, Sonnenaufgang“wird prinzipiell nicht verliehen. Nur ein einziges Mal wird dem Bild ein offizieller Ausflug bewilligt: 2017 nach Le Havre, wo es entstand. Ein anderer „Ausflug“des Werks macht 1985 Schlagzeilen: Bewaffnete Räuber reißen es von den Wänden des Museums, erst fünf Jahre später wird es – unversehrt – wiedergefunden.
Widauer ist Kurator der ab Freitag in der Wiener Albertina zu sehenden Monet-Ausstellung und darf sich über großzügige Leihgaben aus dem genannten Museum freuen. Wie schon bei der letzten MonetPräsentation in Österreich – vor 22 Jahren im Wiener Belvedere, das damals Rekordbesuche verzeichnete – stellt das Marmottan Monet ein gutes Drittel der mehr als hundert Gemälde zur Verfügung. Claude Monets Sohn und Alleinerbe Michel, der 1966 starb, setzte seinerseits die Académie des Beaux Arts, zu der das Museum gehört, als Universalerbin ein. Nicht nur die weltgrößte Monet-Sammlung ging in ihren Besitz über, auch Bilder zahlreicher anderer Impressionisten, eine umfangreiche Kollektion japanischer Holzschnitte. Nicht zuletzt Monets Anwesen in Giverny.
Zählt das Musée Marmottan Monet jährlich rund 350.000 Besucher, sind es mittlerweile knapp 650.000, die in das malerische Dorf in der Normandie kommen. Um dort in ein Gesamtkunstwerk einzutauchen. „Fast schon zu viele“, sagt Hugues Gall, Ex-Intendant der Pariser Oper, der seit einem Jahrzehnt in Giverny höchst erfolgreich die Fäden zieht.
Elf Gärtner kümmern sich aktuell um die Anlagen, die ursprünglich nach Plänen Monets