Die „christliche“Festung Europa
Was ist eigentlich aus Dänemark geworden, das einmal für seine Toleranz und Offenheit bekannt war? Die rechtspopulistische Regierung verwandelt es langsam in ein düsteres Land, trotz langer Mittsommernächte. Ähnliches passiert in Polen, das schon bedenklich an einer Diktatur vorbeischrammt, in Ungarn, Slowenien, Italien, Schweden und vielen anderen Ländern Europas. Auch Österreich ist, mit etwas langsameren Schritten, auf dem Weg zu einem nationalistisch geprägten Staat.
Die Verteidigung Europas hat in vollen Zügen eingesetzt und dagegen ist kaum etwas einzuwenden. Wenn, ja wenn sie wirklich ehrlich wäre. Seit den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts erlebt der Kontinent eine Erfolgsgeschichte, die einzigartig ist, auch wegen eines gefühlten immerwährenden Friedens. Die Flüchtlingskrise hat jedoch alles verändert und dazu geführt, dass viele der Annehmlichkeiten und Errungenschaften schrittweise wieder rückgängig gemacht werden. Entstehen wird schlussendlich eine Festung mit einem unerträglichen Ego-Nationalismus, in dem jeder Staat sich selber näher ist als dem anderen. Wirklich bedenklich ist aber der Umstand, dass mit dem Hinweis auf die Verteidigung unseres christlichen Abendlandes praktisch alle christlichen Werte über die Festungsmauern geworfen werden. Da wird das Sterben im Mittelmeer ausgeblendet, da wird kein Unterschied mehr zwischen den Motiven flüchtender Menschen gemacht. Europa muss so unattraktiv wie möglich werden und es wird sein Ziel auch erreichen. Leider aber auch für die Menschen, die hier leben. Denn wenn unter dem Deckmantel der Flüchtlingskrise Hass geschürt wird, Sozialleistungen heruntergeschraubt und demokratische Werte ausgehöhlt werden, dann werden unsere Kinder ein offenes Europa nur noch vom Hörensagen kennen. Dann wird die Festung Europa zwar eine Zeit lang ihren Wohlstand verteidigen können, nicht aber, was den Kontinent ausgemacht hat: Kultur und Offenheit. Darin zu leben wird nicht mehr so angenehm sein, denn es ist dann ein Sammelsurium nationalistischer Staaten.
Mit dem Hinweis auf die Verteidigung des christlichen Abendlandes werden alle christlichen Werte über Festungsmauern geworfen.
Familienwerks Kärnten