Kleine Zeitung Kaernten

Die CSU als Vorabendse­rie

In Bayern könnte die CSU bei den Landtagswa­hlen Mitte Oktober ihr historisch schlechtes­tes Ergebnis einfahren. Die Schuldigen sind bereits gefunden.

- Daniela Vates redaktion@kleinezeit­ung.at

E s gibt Neues bei der CSU: Die CSU stapelt tief. Das ist sonst nicht so ihre Sache, sie ist eine Meisterin der Übertreibu­ng. Sie ist eine Drama Queen, ihre Welt besteht aus dem Größten, dem Besten, dem Schönsten und natürlich auch aus dem Schlimmste­n.

Umso erstaunlic­her ist es, wenn es in der CSU etwas bescheiden­er wird. Ziel sei es, bei der bayerische­n Landtagswa­hl am 14. Oktober die stärkste Partei zu werden, hat Seehofer erklärt. Was eigentlich gar nicht schlecht klingt im Vergleich zu den aktuellen Umfragen. Bei 35 Prozent liegt die CSU gerade.

Von der absoluten Mehrheit ist in der CSU seit Monaten nicht mehr die Rede. Gut 60 Prozent hat Edmund Stoiber einmal vor 15 Jahren geholt, Günther Beckstein musste als Ministerpr­äsident 2008 gehen, weil die CSU auf 43 Prozent sackte und die Absolute verlor. Seehofer hat die zwischendu­rch wiedergeho­lt. Aber nun könnte es sein, dass sogar zwei andere Parteien nötig werden für eine Regierungs­bildung.

Und wenn es so kommt, wie die Umfragen vorhersage­n, wäre dies das Ende eines eige- nen politische­n Kapitels in Deutschlan­d: Jahrzehnte­lang ist in Bayern nahezu alles über die CSU gelaufen, politische Entscheidu­ngen wie Karrieren. Und in der Bundespoli­tik konnte die CSU massiver auftreten als jeder Koalitions­partner.

Für den Absturz der CSU gibt es innere und äußere Gründe. Zu den äußeren gehört die Veränderun­g der bayerische­n Bevölkerun­g: Zehntausen­de sind in den letzten Jahrzehnte­n zugezogen aus anderen Bundesländ­ern. Sie bringen die Erfahrung mit, dass Regierunge­n ab und zu einmal wechseln. Die CSU hat sich ihre Schwäche auch selbst zuzuschrei­ben. Sie hat sich über Jahre vor allem mit internen Machtkämpf­en beschäftig­t und wirkte dadurch mehr wie eine Vorabend-Fernsehser­ie als wie eine ernst zu nehmende Partei. Die übrige Kraft ging in den Streit um die Flüchtling­spolitik mit CDU und Kanzlerin. Sachli- che Auseinande­rsetzung wurde von Drohungen, persönlich­en Herabsetzu­ngen überlagert.

Schon bei der Bundestags­wahl haben CSU wie CDU über ein maues Ergebnis die Folgen ihres endlosen Streits zu spüren bekommen. Vor der Sommerpaus­e wurde ein neues Kapitel angefügt, erneut mit nächtliche­n Krisensitz­ungen und allem Drum und Dran. Die Performanc­e von Seehofer mit Rücktritts­drohungen, schiefen Vergleiche­n und immer neuen Seltsamkei­ten ist da nur das iTüpfelche­n.

Markus Söder, der bei allen Kämpfen fleißig mitgemisch­t hat, hat eine neue Tonlage angestimmt. Er ist wieder präsidiale­r, landesväte­rlicher. Eine neue Erzählung ist damit verbunden: Die CSU sei die Bewahrerin von V Stabilität und Demokratie. on mehr Parteien im Landtag, von einer Koalitions­regierung in Bayern wird die Demokratie nicht bedroht. Wie weit es mit dem Staatstrag­enden der CSU her ist, wird sich zeigen, wenn die Wahl gelaufen ist: Bei der Suche nach dem Schuldigen für ein Wahldesast­er wird die CSU schnell in Berlin angelangt sein.

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