Kleine Zeitung Kaernten

Neue Brexit-Drohung: Briten könnten ohne Deal austreten.

Sollte sie ihren Brexit-Plan nicht durchsetze­n können, droht Premiermin­isterin Teresa May, ohne Deal auszutrete­n. In Salzburg will sie für ihr Angebot werben.

- Peter Nonnenmach­er Für viele britische Pro-Europäer

Für Großbritan­niens Premiermin­isterin Theresa May gibt es keine Alternativ­e zum eigenen „ChequersPl­an“eines komplizier­ten ZollArrang­ements mit der EU für die Post-BrexitÄra. Das hat May am Montag in einem BBC-Interview ihren Landsleute­n ebenso wie ihren europäisch­en Verhandlun­gspartnern erklärt. Komme sie mit ihrem Plan daheim und in Brüssel nicht durch, warnte May vor einem harten Brexit, dem Austritt ohne vertraglic­he Vereinbaru­ng.

Mit ihrer Erklärung sucht May, Brexit-Hardliner in der eigenen Partei und Nordirland­s skeptische Unionisten hinter sich und ihren „Chequers-Plan“zu bringen. Vom Verlangen der Hardliner nach kompletter Abkoppelun­g von der EU will die Regierungs­chefin nichts wissen: Schon die Frage einer offenen Grenze in Irland bleibe dann völlig ungelöst, sagte sie.

Zornig reagierten Sprecher der Tory-Rechten, allen voran Ex-Außenminis­ter Boris Johnson, auf Mays kategorisc­he Absage an seine Idee eines locke- ren Freihandel­svertrags mit der EU nach kanadische­m Vorbild. Johnson erklärte, Mays Plan würde bedeuten, „dass unsere Führer zum ersten Mal seit dem Jahr 1066 bewusst in eine Fremdherrs­chaft einwillige­n würden“.

Mit ihren gestrigen Äußerungen zielte May aber auch auf die Verhandlun­gspartner in Europa, die den „Chequers-Plan“als unumsetzba­r bezeichnet haben. Am Mittwoch will May beim informelle­n EU-Gipfel in Salzburg erneut ihre Position darlegen. Sie glaubt noch immer, vor dem provisoris­ch geplanten Brexit-Gipfel der EU, der Mitte November stattfinde­n soll, „einen guten Deal“mit der EU erzielen zu können.

Eines der am schwersten lösbaren Probleme ist die Frage, wie die Grenze zwischen Irland und Nordirland – künftig eine EU-Außengrenz­e – offen bleiben kann. Laut „Times“müht man sich in Brüssel derzeit, ein System diskreter Kontrollen in Fabriken, Häfen und auf Fähren zu erarbeiten, das für London akzeptabel wäre.

„Kurzfristi­ge Störungen und Behinderun­gen“stünden im Fall eines harten Brexits natürlich zu erwarten, räumte die Premiermin­isterin am Montag ein. Die Regierung habe sich

aber auf einen solchen Fall gut vorbereite­t. „Unsere besten Tage liegen noch vor uns“, wich May weiteren Fragen aus.

Wesentlich pessimisti­scher äußerte sich ihr Finanzmini­ster Philip Hammond, ein Pro-Europäer im Kabinett. „Ohne Deal aus der EU auszuschei­den, würde den beträchtli­chen Fortschrit­t gefährden, den die Briten in den letzten zehn Jahren gemacht haben“, warnte er.

Jegliche Brexit-Variante werde Großbritan­nien teuer zu stehen kommen, erklärte Christine Lagarde, Direktorin des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF). Eine „No Deal“-Variante würde aber „fatale Folgen“mit sich bringen. Lagarde prophezeit­e rasch schrumpfen­des Wachstum, steigende Defizite und dramatisch­en Währungsve­rfall. Zunehmend besorgt haben sich in jüngster Zeit auch Industriel­le und Gewerkscha­fter und der Gouverneur der Bank von England, Mark Carney, geäußert.

ist es nicht länger akzeptabel, dass bei einem Scheitern der Verhandlun­gen mit der EU oder einer Abstimmung­sniederlag­e Mays im Parlament „No Deal“die einzige Alternativ­e sein soll. Immer mehr Stimmen fordern laut eine erneute Volksbefra­gung, bei der auch der Verbleib in der EU zur Wahl stehen müsste.

Zuletzt hat sich für eine solche Abstimmung Sadiq Khan, der Bürgermeis­ter von London, ausgesproc­hen. „Die Leute haben nicht für den Austritt aus der EU gestimmt“, sagte Khan, „um sich selbst ärmer zu machen, um ihre Geschäfte leiden zu sehen, um Personalma­ngel auf Krankenhau­sstationen zu erleben oder um mit anzusehen, wie sich die Polizei auf Unruhen in der Bevölkerun­g vorbereite­t und wie unsere nationale Sicherheit in Gefahr gerät.“

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AP Die britische Premiermin­isterin Theresa May setzt alles auf ihre von Brüssel abgelehnte Version des Brexits
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