AUSSENSICHT Was die Ehe (nicht) ist
Einer neuen Studie von Imas zufolge betrachten 54 Prozent der Österreicher die Ehe als eine „langfristige Verbindung zwischen Mann und Frau“, die u. a. das Ziel hat, „gemeinsam Kinder zu zeugen“. 60 Prozent halten es für sinnvoll, dass das Ziel der Zeugung von eigenen Kindern im Eherecht verankert ist. Vor dem Hintergrund einer kolportierten Mehrheit für die „Ehe für alle“ist dieses Ergebnis erstaunlich. Die Detailergebnisse weisen auf klare Trennlinien zwischen den Ehebildern hin.
Wenn Ehe bloß heißt, dass sich zwei Erwachsene lieben, dann ist das klassische Eheverständnis tatsächlich überholt. Doch bisher diente die Ehe der „Verbindlichmachung“von Beziehungen, damit aus diesen Kinder hervorgehen, die in stabilen Familien mit ihren eigenen Eltern aufwachsen.
Auf Letzteres haben Kinder laut UN-Kinderrechtskonvention ein Recht. Der Umfrage nach befürworten Personen, denen vor allem der Aspekt der Elternschaft wichtig ist, die Ehe zwischen Mann und Frau und sogar über 70 Prozent wollen die Ehe stärken, damit Kinder möglichst bei ihren leiblichen Eltern bleiben.
Der Staat hat die Pflicht, dafür zu sorgen, und sein Instrument hierfür heißt Ehe. Andere Beziehungsformen, die dieses Ziel zum Beispiel von Natur aus gar nicht teilen können, verdienen Respekt und bei Bedarf auch rechtlichen Schutz. Aber meine Position hierzu ist klar liberal: In Beziehungen hat der Staat nichts zu suchen und nur der Aspekt der Elternschaft berechtigt die zivile Ehe.
U ngleiches gleich zu behandeln und die Ehe einer Gleichmacherei zu opfern, wäre ein Fehler, der keinem dient.
Der österreichischen Bundesregierung könnte es zu denken geben, dass Wählerinnen und Wähler der ÖVP und der Freiheitlichen mit sehr großer Mehrheit dem bisherigen Ehebegriff anhängen.
Der Verfassungsgerichtshof hat der Bundesregierung auch genug Spielraum gelassen, um eine differenzierte Lösung zu finden.
Jan Ledóchowski ist Präsident der Plattform Christdemokratie
Über 70 Prozent wollen die Ehe stärken, damit Kinder möglichst bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können.