Fürs Filmland Kärnten läuft es gut
Seit 2015 gibt es im Land eine professionelle Filmförderung. Das merkt man, auch wenn ihr Budget vergleichsweise gering ausfällt.
Es hat lange gedauert, bis Helmut Grasser, einer der bekanntesten Filmproduzenten mit Kärntner Wurzeln, für einen Spielfilm in seine alte Heimat zurückkehrte. Zwar hat er sein Feriendomizil in Kärnten, seine Profession übte er aber anderswo aus. In Wien, wo er 1989 die „Allegro Film“gründete, in Südtirol, wo er „Das finstere Tal“(2014) drehte, oder am Traunsee, wo er 2006 mit „In 3 Tagen bist du tot“zeigte, wie düster es im Salzkammergut sein kann. Bei beiden Filmen sagte Grasser, dass er sie sich auch gut in Kärnten vorstellen hätte können. Nur kam es nicht dazu, da es keine professionelle Filmförderung gab.
Das hat sich mit der „Carinthian Film Commission“(CFC), die 2015 ihre Arbeit aufnahm, geändert. Und nicht nur der „Tatort“Krimi „Baum fällt“, der gerade in Heiligenblut mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser gedreht wird – der zweite der Graf Film, die für viele der in Kärnten gedrehten Filme, etwa dem Landkrimi „Wenn du wüsstest, wie schön es hier ist“(2015) oder „Harri Pinter, Drecksau“(2017), verantwortlich ist –, zeigt: Es geht etwas im Filmland Kärnten. Auch Grasser drehte das Finale seines Thrillers „Mein Fleisch und Blut“(2016) am Weißensee.
Dieser Film war auch der erste, bei dem Andrea Leitner von der CFC mit Grasser Kontakt hatte. „Im ersten Anruf“, erinnert sie sich, „sagte er, er suche ein Haus an einem See, das man abfackeln könne.“Mithilfe von LocationScout Annemarie Komposch, die oft für die CFC arbeitet, wurde man fündig. Die vielfältigen Drehorte sind es auch, die eine der Stärken des Landes sind. Zwar gibt es mit der CFC eine professionelle Anlaufstelle für die Förderansuchen – von Sendungen für ServusTV über „Universum History“-Beiträge bis zu Kinoproduktionen –, die Dotierung mit 300.000 Euro im Jahr ist aber nur etwas mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein. Zur Verdeutlichung: Die Förderung fällt nur im Burgenland geringer aus, Tirol zum Beispiel fördert 900.000 Euro im Jahr, die Steiermark 1,3
Der Werbewert der Filme und Dokumentationen, die in Kärnten gedreht werden, ist ein Vielfaches der Fördersumme. Das könnte
man sich sonst nie leisten.
Andrea Leitner,
Carinthian Film Commission
Euro, Wien sogar 15 Millionen. In manchen Bundesländern kümmern sich mehrere Mitarbeiter um die Abwicklung, in Kärnten ist es Leitner alleine – und sie macht es zu 50 Prozent.
Trotzdem hat sich Kärnten als Partner für die Filmschaffenden seit 2015 etabliert. „In Kärnten ist es irrsinnig einfach zu drehen“, sagt Leitner. „Viele Produktionen suchen nicht einmal um Förderungen an, sie brauchen Unterstützung bei der Organisati- on, zum Beispiel bei Drehgenehmigungen.“Die Gemeinden vom Lavanttal bis nach Oberkärnten sind inzwischen schon für ihre „Filmfreundlichkeit“bekannt.
So sehr, dass Leitner und die CFC, die bei der Kärnten Werbung angesiedelt ist, den Drehort nicht mehr aktiv bewerben. „Wenn wir das würden, hätten wir gleich zehn neue Anträge auf dem Tisch.“Dass würde die Fördersumme sprengen. Die zunehmende Attraktivität des DrehorMillionen tes zeigt sich auch daran, dass es 2015, beim ersten Einreichtermin der CFC, fünf Anträge gab, „jetzt sind es pro Termin 20 bis 30“, sagt Leitner. Über die einzelnen Einreichungen befindet ein Beirat, die letzte Entscheidung trifft dann der Kulturreferent.
Trotz der positiven Entwicklung gibt es einen konkreten Wunsch. Leitner: „Wir wollen eine Serie herbekommen. Serien liegen im Trend, sie haben einen Wiedererkennungswert und sie wären eine Möglichkeit, dass die Kärntner Filmschaffenden, die oft nach Wien gezogen sind, hier eine dauerhafte Beschäftigung hätten.“Natürlich würde die Förderung einer Serie – Leitner rechnet bei zehn Teilen mit 500.000 Euro – das CFC-Budget sprengen, aber sie ist optimistisch: „Wenn es passiert, dann würden wir Gespräche führen.“
Vielleicht würde dann das Land erkennen, wie die Filmbilder, die in Österreich, Deutschland oder bei der HollywoodProduktion „Point Break“weltweit laufen, für Kärnten werben.