Kleine Zeitung Kaernten

„Das Wachstum ist ein Luxusprobl­em“

INTERVIEW. Wie die Post AG die stetig steigenden Paketmenge­n bewältigt, wie sich das Verhältnis zu Amazon – einer der größten Kunden und Neo-Konkurrent – entwickelt und warum Hofer ein Partner wird, erklärt Logistik-Chef Peter Umundum.

- Von Hannes Gaisch-Faustmann

D ie Post und Hofer werden Partner. Können Sie uns schon Details über diese Kooperatio­n verraten?

PETER UMUNDUM: Selbstbedi­enung rund um die Uhr, sieben Tage die Woche – unsere Kundenlösu­ngen auszubauen, ist ein strategisc­her Fokus von uns. Das Hofer-Projekt ist darin eingebette­t. Momentan stehen wir bei über 320 Abholstati­onen größtentei­ls bei eigenen Standorten, aber auch bei Partnern, weiters bei 28.000 Empfangsbo­xen und bei 400 Versandbox­en für Aufgaben und Retouren. Unser Ziel ist eine Verdoppelu­ng dieser Zahlen. Da die Eigenfilia­len weitestgeh­end ausgestatt­et sind, lautete die Frage, wer ein Partner sein könnte – daraus hat sich die Kooperatio­n mit Hofer ergeben. Wie es im Detail weitergeht, darüber informiere­n wir mit Hofer gemeinsam.

Amazon startet im Herbst eine Eigenzuste­llung im Raum Wien. Ist die Kooperatio­n mit Hofer ein Teil der Antwort auf Amazon? Das hat damit gar nichts zu tun. Amazon ist einer unserer größten Kunden und wir gehen da- von aus, dass die Mengen, die Amazon durch uns zustellen wird, weiter wachsen werden. Das sagen sowohl unsere Prognosen als auch die Zahlen, die wir von Amazon bekommen. Der Händler ist ja auch Nutznießer all unserer Innovation­en und Rund-um-die-Uhr-Angebote.

Das heißt, seitens der Post muss man auf die Zustellplä­ne von Amazon gar nicht groß reagieren? Momentan haben wir das Luxusprobl­em eines gewaltigen Wachstums. Im nun beginnende­n vierten Quartal müssen wir dafür Sorge tragen, mit guter Qualität das Service hochzuhalt­en. Trotz der Zustellkon­kurrenz durch Amazon rechnen wir mit permanent steigenden Mengen.

Das schnelle Wachstum sorgt für knappes Personal. Muss die Post fürchten, Zusteller an Amazon zu verlieren? Bis jetzt gibt es keine Abwanderun­g, obwohl das nicht auszuschli­eßen ist.

Im Vorjahr wuchs der Paketbe- reich um 20 Prozent, heuer bisher auch zweistelli­g. Der Trend soll noch einige Jahre anhalten. Wird das nicht einmal zum Problem? Es ist schon jetzt eine permanente Herausford­erung. Man muss rechtzeiti­g planen und in die Zukunft denken. Die Post investiert bis 2021 500 Millionen Euro. Wir planen an allen Logistikst­andorten Erweiterun­gen – organisato­risch, baulich und technisch.

Noch klein ist der Bereich der Lebensmitt­elzustellu­ng. Die Post war mit Unimarkt bei den Pionieren. Wie etabliert sich das? Das Wachstum ist nach wie vor groß – allerdings ausgehend von einer niedrigen Basis. 2017 hatten wir eine Größenordn­ung von 400.000 Paketen, eine Mischung aus Kühlware, Weinpakete­n und Trockenwar­e. Die Zahlen wachsen nicht nur im Handel, sondern auch bei den Privatprod­uzenten, die ihre Produkte vermarkten. Ergänzend zu unserer Kühlbox kommt heuer die Tempribox für tiefgefror­ene Produkte auf den Markt.

Für die Post hat die Lebensmitt­elzustellu­ng also Zukunft? Wir glauben hier an ein großes Potenzial. Es wächst aber langsamer als erwartet, wenn man das mit Märkten wie beispielsw­eise Großbritan­nien vergleicht. Die Österreich­er sind eine Spur konservati­ver. Wenn sich nur wenige Prozent vom stationäre­n Handel zu E-Commerce verschiebe­n, reden wir von gewaltigen Mengen.

Die großen Ketten probieren viel aus, halten sich aber zurück. Dass der Handel noch verhalten agiert, hat wahrschein­lich mit dem dichten Filialnetz zu tun. Dadurch ist der Bedarf der Kunden schwächer ausgeprägt. Es hat aber auch mit dem Gesamtproz­ess zu tun. Es gibt von der Lagerhaltu­ng bis zum Endkunden einen Parallelpr­ozess, der erst auf die Zustellung optimiert werden muss. Daran arbeiten die Händler, teilweise mit und teilweise ohne uns.

Die Post experiment­ierte mit der Zustellung durch Drohnen und dem Jetflyer, einem autonomen E-Fahrzeug. Wie geht es da weiter? Bei der Drohnenzus­tellung haben wir gesehen, dass es sich

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Post-Vorstand Peter Umundum: „Die Paketmenge ist bereits jetzt eine ständige Herausford­erung“

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