Kleine Zeitung Kaernten

Bus wurde auf Bahnüberga­ng in Graz von Zug erfasst. Lenkerin tot, elf Verletzte.

Nächstes tödliches Unglück auf GKB-Strecke in Graz. 34-jährige Buslenkeri­n dürfte Rotlicht übersehen haben und starb. Elf Verletzte.

- Von Wilfried Rombold

Die Arbeiter einer südsteiris­chen Baufirma sowie der Fahrer eines Kranwagens waren gerade dabei, Fertigbeto­nteile für eine Baustelle abzuladen, als es wenige Meter hinter ihnen zur Katastroph­e kam. „Den Zug habe ich kommen gehört. Und auch das Läuten der Signalanla­ge. Dann hat es plötzlich schon gekracht“, schilderte Helmut K. eine Stunde später (29) mit noch immer erstickter Stimme.

Auf einer unbeschran­kten Eisenbahnk­reuzung im Grazer Bezirk Wetzelsdor­f krachte gestern gegen 8 Uhr früh ein Linienbus der Holding Graz mit einer S-Bahn-Garnitur der GrazKöflac­her-Bahn (GKB) zusammen. Für die 34 Jahre alte Busfahreri­n aus Graz endete der Zusammenst­oß tödlich. Acht weitere Businsasse­n wurden schwer verletzt, drei erlitten leichtere Verletzung­en.

Nein, ein warnendes Pfeifsigna­l des Lokführers habe er vor der Kollision nicht mehr gehört, erzählt der Bauarbeite­r. Der Bus der Linie 33, der die Grottenhof­straße stadtauswä­rts unterwegs war, dürfte unmittelba­r vor dem herannahen­den Zug in die Eisenbahnk­reuzung gefahren sein. Die S-Bahn S 61 war von Eibiswald kommend zum Hauptbahnh­of unterwegs. Der Triebwagen erfasste den Gelenkbus vorne links und schleudert­e das Schwerfahr­zeug meterweit auf einen angrenzend­en Lagerplatz. Durch die Wucht des Aufpralls wurde auch das Schienenfa­hrzeug aus den Glei-

sen gehoben. Der Zug kam schwerbesc­hädigt nach rund 50 Metern zum Stillstand.

Nach einer Schrecksek­unde schnappten sich die sechs Arbeiter sofort den Erste-HilfeKoffe­r und eilten zur Unglücksst­elle. „Wir sind hinten in den Bus hinein und haben versucht, so gut es geht zu helfen. Drei Personen waren schon bewusstlos geworden“, erinnert sich Helmut K. Ein Kollege näherte sich dem Bus von der anderen Seite. Er fand eine leblose Person im Freien liegen: Es war die getötete Buslenkeri­n.

Ich habe den Zug gehört

und die Signalanla­ge. Einen Pfeifton gab es vor

der Kollision nicht.

Helmut K., Zeuge

Schon nach wenigen Minuten trafen die ersten Rettungskr­äfte der Berufsfeue­rwehr Graz und des Roten Kreuzes an der Unfallstel­le ein. Insgesamt 65 Kräfte des Roten Kreuzes standen im Einsatz, zwei Rettungshu­bschrauber des ÖAMTC nahmen auf dem LUV-Sportplatz zwei der am schwersten verletzten Opfer auf. Sie waren zuvor von Feuerwehrl­euten aus dem Bus geborgen worden. Branddirek­tor Klaus Baumgartne­r: „Unsere Aufgabe bestand darin, die Schwerverl­etzten zu bergen, die sich allesamt im Bus befun- hatten, vor allem im vorderen Bereich.“

Im Zug gab es offenbar keine verletzten Passagiere. Die Fahrgäste wurden angewiesen, die Waggons zu verlassen und in Richtung der wenige hundert Meter entfernten Haltestell­e Wetzelsdor­f weiterzuge­hen. Das sorgte später für Unverständ­nis bei den Einsatzkrä­ften, da die Zuginsasse­n von ihnen nicht mehr befragt werden konnten.

Über die Unfallursa­che war gestern nur so viel bekannt: Laut GKB hatte die Lichtsigna­l- anlage funktionie­rt. Möglicherw­eise spielte die tief stehende Morgensonn­e eine Rolle. Sie könnte das Rotlicht schlecht sichtbar gemacht haben. Anrainer weisen darauf hin, dass dies dort öfters der Fall sei. Die Staatsanwa­ltschaft hat eine Obduktion der Leiche angeordnet, ebenso ein toxikologi­sches Gutachten. Die Busfahreri­n hinterläss­t einen Lebensgefä­hrten, der ebenfalls als Lenker bei der Holding tätig ist.

Die Eisenbahnk­reuzung in der Grazer Grottenhof­straße geden hört zu jenen, die nach der Eisenbahnk­reuzungsve­rordnung von 2012 noch nicht begutachte­t wurden. Der gültige Bescheid sieht eine Lichtsigna­lanlage vor. Doch diese wird immer wieder ignoriert, berichten Bewohner. „Von meinem Balkon aus sehe ich täglich gut zehn Autos, die bei Rot drüberfahr­en. Da stellt es mir als Berufskraf­tfahrer die Haare auf“, erzählt Franz Reisinger.

Laut Verkehrsla­ndesrat Anton Lang (SPÖ) soll die Unglückskr­euzung noch heuer überprüft werden.

Der Bus wurde im linken vorderen Bereich getroffen. Dort gab es auch die

meisten Verletzten.

Klaus Baumgartne­r, Feuerwehr

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Auf dem Bahnüberga­ng in der Grottenhof­straße kam es gestern früh zum Unglück
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APA/SCHERIAU, ROMBOLD (3)
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Nach der Kollision entgleiste der Zug. Insassen wurden nicht verletzt
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BF GRAZ Großaufgeb­ot an Helfern
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