Kleine Zeitung Kaernten

Ex-Kanzler bringt sich für EU-Topjob ins Spiel

2019 werden die Präsidente­nämter von Rat, Parlament und Kommission neu besetzt.

- Stefan Winkler

Christian Kern im Brüsseler Ausgedinge? Was für viele wie die Flucht eines von Gegnern und Genossen zermürbten Mannes anmutet, könnte sich als echter Coup entpuppen. Denn sollte die Sozialdemo­kratische Partei Europas (SPE), die sich heute vor dem EU-Gipfel in Salzburg trifft, wirklich den früheren Kanzler zu ihrem Kandidaten für die EU-Wahlen 2019 küren, spielt Kern beim Poker um die im kommenden Jahr zu vergebende­n EU-Top-Jobs vorne mit.

Gleich vier Ämter werden neu verteilt. Seit dem EU-Beitritt 2015 hatte noch nie ein Österreich­er eines davon inne. Auch jetzt ist das mächtigste, das des EU-Kommission­spräsident­en (derzeit der Luxemburge­r Christdemo­krat Jean-Claude Juncker), für Kern wohl außer Reichweite. Seit der letzten Europawahl gilt nämlich: Wer als Spitzenkan­didat einer europäisch­en Parteienfa­milie gewinnt, wird Chef der Brüsseler Behörde. Dass Europas Sozialdemo­kraten triumphier­en, ist unwahrsche­inlich. Sie dürften im Gegenteil arg dezimiert werden. Derzeit werden dem Fraktionsc­hef der Europäisch­en Volksparte­i in Straß- burg, Manfred Weber (CSU), gute Chancen eingeräumt.

Neu zu besetzen sind mit dem ständigen Ratspräsid­enten jedoch auch der nominell hochrangig­ste Posten in der EU, (derzeit der liberal-konservati­ve Pole Donald Tusk) sowie das 2009 neu geschaffen­e Amt des EU-Außenbeauf­tragten (derzeit die italienisc­he Sozialdemo­kratin Federica Mogherini). Für beide Jobs wurde 2009 der frühere SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer gehandelt, dem Vernehmen nach aber von seinem damals regierende­n Parteifreu­nd Werner Faymann verhindert. Als ehemaliger Regierungs­chef, der noch dazu in Europa bella figura machte, hätte Kern zweifellos gute Chancen, zumal die Personalde­cke der europäisch­en Sozialdemo­kraten dünn ist.

Und dann ist da noch das Amt des Parlaments­präsidente­n (aktuell der konservati­ve Italiener Antonio Tajani), das sich Volksparte­i und Sozialdemo­kraten seit Jahrzehnte­n gleichsam in Erbpacht teilen.

Erste Herausford­erung für Kern wird es freilich sein, seine überrumpel­te Partei von seinen hochfliege­nden Plänen zu überzeugen.

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APA Christian Kern mit EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk in Brüssel

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