Kleine Zeitung Kaernten

Harvard am See: Auf zu neuen Ufern

- Über exzellente Universitä­ten und internatio­nale Rankings ist Rektor der Universitä­t Klagenfurt und Vizepräsid­ent der Universitä­tenkonfere­nz

Als Miguel de Unamuno, Rektor der Universitä­t Salamanca, aus dem politische­n Exil zurückkehr­te, begann er seine erste Vorlesung mit „Wie wir das letzte Mal gehört haben …“. Man kann also nach längerer Unterbrech­ung bruchlos fortsetzen. Zuletzt ging es um Universitä­tsrankings.

Die Universitä­t Konstanz wird gelegentli­ch „Harvard am Bodensee“genannt. Sie punktete auf allen Linien der deutschen Exzellenzi­nitiative und lag im Times Higher Education (THE) Ranking der unter 50 Jahre alten Universitä­ten 2016 auf Platz 7 weltweit. Baden-Württember­g ist ein wohlbestal­ltes Bundesland, und Konstanz hat die „Nobelpreis­fächer“Chemie und Physik im Repertoire. Niemand käme auf die Idee, Konstanz wäre eine mittelmäßi­ge Uni. Wie liegt diese Edelschmie­de in den großen globalen Rankings? Auf Platz 401–500 (Shanghai), 201–250 (THE, alle Altersklas­sen) oder 397 (QS).

Ähnlich illustrati­v ist das Beispiel der Universitä­t St. Gallen. Im deutschspr­achigen Raum gilt sie als Elite-Wirtschaft­suni. Im Shanghai-Ranking scheint sie nicht auf, bei THE liegt sie auf 401–500, bei QS auf 375. Miese Uni,

Niemand käme auf die Idee, Konstanz wäre eine mittelmäßi­ge Universitä­t. Wie aber liegt diese Edelschmie­de in den Rankings?

schwache Leistung?

Tatsache ist, dass es weltweit viele hundert exzellente Universitä­ten gibt (von über 25.000). Das Gros davon liegt im angelsächs­ischen Raum, zunehmend auch in Asien. Um in den globalen Rankings unter die Top 100 zu kommen, braucht es massiven Reichtum (à la ETH Zürich), leistungso­rientierte Studierend­enauswahl und natur- und gesundheit­swissensch­aftliche Fächer. Von einem rustikalen „Strengts euch ein bissl mehr an, Burschen“kommt keiner an die Spitze der Champions League. egen massiven Reichtum sind Österreich­s Universitä­ten gefeit. Die Universitä­tsfinanzie­rung neu wird deren Ausstattun­g ab 2019 aber merklich verbessern. Und Initiative­n wie die „Silicon Austria Labs“(SAL) sollten flankieren­d zur Attraktivi­tät der Forschungs­standorte beitragen. Die Universitä­t Wien unter den Top 100 der Welt, und Klagenfurt vor Konstanz? Nicht morgen oder übermorgen. Aber der erste Gipfel ist gemacht.

GOliver Vitouch

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