Demenz: Vorsorge ist möglich
Wer sein Gehirn pflegt, bastelt sich einen Rettungsring: Welche Faktoren geistig fit halten.
Schwester Bernadette war das, was wir uns wohl alle wünschen: geistig fit bis ins hohe Alter. Die Nonne war Teilnehmerin einer Studie, in deren Rahmen sie bis zum Alter von 85 Jahren problemlos schwierige Gedächtnisaufgaben löste. Nach ihrem Tod untersuchten Forscher ihr Gehirn – und konnten nicht glauben, was sie fanden: Es war übersät von Alzheimer-typischen Veränderungen, sie hätte eine schwere Alzheimer-Erkrankung zeigen müssen. Wie war es möglich, dass sie dennoch bis zu ihrem Tod „fit im Kopf“war?
Mediziner erklären das durch die kognitive Reserve: Wer sein Leben lang lernt, Bewegung macht, soziale Kontakte pflegt und sich gesund ernährt (siehe oben), baut sich einen Rettungsring. „So kann es passieren, dass zwei Menschen zwar das gleiche Ausmaß an Alzheimer-Schäden im Gehirn haben, aber die Erkrankung bei dem einen erst Jahre später auftritt oder langsamer verläuft“, sagt Christian Enzinger, Neurologe und Vorstand der Initiative Gehirnforschung Steiermark.
In anderen Bereichen wissen wir heute auch: Wir haben unsere Gesundheit zu einem großen Teil selbst in der Hand. Wenn wir ausgewogen essen, werden wir nicht dick. Wenn wir unsere Muskeln trainieren, bleiben wir körperlich fit. Doch beim Thema Demenz ist dieser Vorsorgegedanke noch nicht so ausgeprägt: Der geistige Abbau im Alter wird als unausweich-
lich angesehen. Dabei ist es vielmehr so: Die Hälfte aller 50-Jährigen hat bereits Alzheimer-typische Veränderungen im Gehirn – aber nicht die Hälfte aller 50-Jährigen wird dement.
Nun ist Alzheimer die häufigste Ursache der Demenz: Krankhafte Veränderungen im Gehirn führen zu einem beschleunigten Abbau der Gehirnstrukturen. Neben Alzheimer gibt es aber noch andere Demenzformen (siehe unten) – die zweithäufigste ist die vaskuläre Demenz, bei der Gefäßveränderungen zum Verlust geistiger Fähigkeiten führen. „Diese Form der Demenz hat die gleichen Risikofaktoren wie der Schlaganfall“, sagt Enzinger. Diese sind: Bluthochdruck, der die Gefäße schädigt; Zigarettenrauch; zu hohes Cholesterin; zu hohe Blutzuckerwerte; übermäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht. Aber auch bei der Alzheimer-Demenz zeigt Vorsorge Wirkung. Eine bahnbrechende Studie aus Finnland konnte zeigen: Sogar Menschen, die bereits kognitive Einschränkungen hatten, konnten durch eine bessere Ernährung, körperliche Bewegung und gezieltes Gehirntraining ihre geistige Fähigkeit wieder verbessern. Und: Gerade bei der Demenz ist es ratsam, die Vorsorge selbst in die Hand zu nehmen, denn: Die Medizin hat medikamentös nicht viel anzubieten, was hilft (siehe rechts).