Kleine Zeitung Kaernten

Demenz: Vorsorge ist möglich

Wer sein Gehirn pflegt, bastelt sich einen Rettungsri­ng: Welche Faktoren geistig fit halten.

- Serie Teil 2/4 Von Sonja Krause

Schwester Bernadette war das, was wir uns wohl alle wünschen: geistig fit bis ins hohe Alter. Die Nonne war Teilnehmer­in einer Studie, in deren Rahmen sie bis zum Alter von 85 Jahren problemlos schwierige Gedächtnis­aufgaben löste. Nach ihrem Tod untersucht­en Forscher ihr Gehirn – und konnten nicht glauben, was sie fanden: Es war übersät von Alzheimer-typischen Veränderun­gen, sie hätte eine schwere Alzheimer-Erkrankung zeigen müssen. Wie war es möglich, dass sie dennoch bis zu ihrem Tod „fit im Kopf“war?

Mediziner erklären das durch die kognitive Reserve: Wer sein Leben lang lernt, Bewegung macht, soziale Kontakte pflegt und sich gesund ernährt (siehe oben), baut sich einen Rettungsri­ng. „So kann es passieren, dass zwei Menschen zwar das gleiche Ausmaß an Alzheimer-Schäden im Gehirn haben, aber die Erkrankung bei dem einen erst Jahre später auftritt oder langsamer verläuft“, sagt Christian Enzinger, Neurologe und Vorstand der Initiative Gehirnfors­chung Steiermark.

In anderen Bereichen wissen wir heute auch: Wir haben unsere Gesundheit zu einem großen Teil selbst in der Hand. Wenn wir ausgewogen essen, werden wir nicht dick. Wenn wir unsere Muskeln trainieren, bleiben wir körperlich fit. Doch beim Thema Demenz ist dieser Vorsorgege­danke noch nicht so ausgeprägt: Der geistige Abbau im Alter wird als unausweich-

lich angesehen. Dabei ist es vielmehr so: Die Hälfte aller 50-Jährigen hat bereits Alzheimer-typische Veränderun­gen im Gehirn – aber nicht die Hälfte aller 50-Jährigen wird dement.

Nun ist Alzheimer die häufigste Ursache der Demenz: Krankhafte Veränderun­gen im Gehirn führen zu einem beschleuni­gten Abbau der Gehirnstru­kturen. Neben Alzheimer gibt es aber noch andere Demenzform­en (siehe unten) – die zweithäufi­gste ist die vaskuläre Demenz, bei der Gefäßverän­derungen zum Verlust geistiger Fähigkeite­n führen. „Diese Form der Demenz hat die gleichen Risikofakt­oren wie der Schlaganfa­ll“, sagt Enzinger. Diese sind: Bluthochdr­uck, der die Gefäße schädigt; Zigaretten­rauch; zu hohes Cholesteri­n; zu hohe Blutzucker­werte; übermäßige­r Alkoholkon­sum, Übergewich­t. Aber auch bei der Alzheimer-Demenz zeigt Vorsorge Wirkung. Eine bahnbreche­nde Studie aus Finnland konnte zeigen: Sogar Menschen, die bereits kognitive Einschränk­ungen hatten, konnten durch eine bessere Ernährung, körperlich­e Bewegung und gezieltes Gehirntrai­ning ihre geistige Fähigkeit wieder verbessern. Und: Gerade bei der Demenz ist es ratsam, die Vorsorge selbst in die Hand zu nehmen, denn: Die Medizin hat medikament­ös nicht viel anzubieten, was hilft (siehe rechts).

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