Was tut sich in der Alzheimer-Forschung?
Das Warten auf den großen Durchbruch geht weiter: Therapien mit „Alzheimer-Impfung“sind zu spät dran.
Jedes Jahr wieder muss sich Neurologe Reinhold Schmidt von der Alzheimergesellschaft der Frage stellen: Was tut sich in der Suche nach einer Alzheimer-Therapie? „Leider zeichnet sich auch heuer keine Heilung ab“, sagt Schmidt. Was die Medizin jedoch heute schon kann: Frühformen der Alzheimer-Demenz anhand von sogenannten Biomarkern erkennen. Dazu wird in der Rückenmarksflüssigkeit (medizinisch: Liquor) und mittels Scans auch direkt im Gehirn nach den typischen Alzheimer-Markern gesucht.
Was bei der Alzheimer-Demenz im Gehirn passiert ist: Ablagerungen, sogenannte Plaques aus Eiweißen, verursachen Lücken zwischen den Gehirnzellen, ein anderes Eiweiß, Tau genannt, zerstört die Zellen im Inneren. „Diese Eiweiße können wir schon früh, 20 bis 30 Jahre vor den ersten Symptomen, nachweisen“, sagt Schmidt. Aber: Man kann heute noch nicht mit Sicherheit sagen, welcher Patient, der diese Vorstufen hat, auch tatsächlich an Alzheimer erkranken wird. Und: „Das Wissen, dass man diese Vorstufen im Gehirn hat, bringt dem Betroffenen nichts – denn wir können ihm keine effektive Therapie anbieten“, sagt Schmidt. Daher werden diese Wege zur Früherkennung bisher nur in der Forschung eingesetzt – um jene Frage zu klären, die Alzheimer-Forscher umtreibt: Sind wir mit der „Alzheimer-Impfung“, die wir jetzt schon haben, einfach nur zu spät dran?
Impfung stecken Antikörper, die in der Lage sind, die krankmachenden Ablagerungen aus dem Gehirn zu bringen – bisher konnten sie den Zustand von Patienten aber nicht verbessern. „Die Theorie ist, dass wir Patienten behandeln, wenn es schon zu spät ist“, sagt Schmidt. Denn: Wenn erste Symptome auftreten, ist im Gehirn schon zu viel Schaden angerichtet – 70 Prozent der Nervenzellen sind bereits zugrunde gegangen. Nun würden zwei große Studien untersuchen, ob die Antikörper wirken, wenn die Betroffenen schon viel früher behandelt werden. Im nächsten Jahr werden die ersten Ergebnisse erwartet: „Sind diese positiv, gibt das ein Erdbeben“, sagt Schmidt. Doch damit würden auch viele neue Fragen entstehen: Wie findet man Betroffene früh genug?, sei nur eine davon.
Und bis dahin? Können vorhandene Medikamente nur das Fortschreiten der Erkrankung verzögern – und die richtige Pflege für ein lebenswertes Leben sorgen. Reinhold Schmidt, Neurologe, AlzheimerGesellschaft