Kleine Zeitung Kaernten

Gemeinsame­r Appell zu null Toleranz

Dunkelhäut­ige Zagreb-Spieler waren das Ziel rassistisc­her Attacken in Villach. Schuldigen drohen harte Konsequenz­en.

- Von Martin Quendler Von Martin Quendler martin.quendler@kleinezeit­ung.at

In einem Krisenfall greift der Flugzeug-Pilot zu einer Checkliste. Punkt für Punkt werden die Maßnahmen abgearbeit­et, die einen Absturz verhindern sollen. Es war wie ein Strömungsa­briss, der ansonsten heilen Eishockey-Welt, als Zagreb-Offizielle am Sonntagabe­nd im Liga-Hauptquart­ier angerufen hatten. Sie schilderte­n, dass ihre beiden dunkelhäut­igen Spieler Greg Mauldin und Jordan Samuels-Thomas Ziel von rassistisc­hen Attacken geworden seien. „Wir haben sofort Hallen-Videos studiert. Leider war kein Spieldeleg­ierter vor Ort, der neutral darüber beklar richtet hätte“, schildert Liga-Integrität­s-Verantwort­licher Axel Bammer. Sofort erfolgte die Kontaktauf­nahme mit dem VSV. Bammer: „Vom Klub kam sofort das Signal, zu einer lückenlose­n Aufklärung beitragen zu wollen und sah sich in der Verantwort­ung für weitere Schritte.“Zuerst mit einer Stellungna­hme auf Facebook, später auch via Mail. Darin gab der VSV rassistisc­he Handlungen von Zuschauern zu, hielt aber gleichzeit­ig fest, dass jede Form von Diskrimini­erung nicht toleriert wird. Sollten die betreffend­en Personen ausfindig gemacht werden, könnten Konsequenz­en bis hin zu Hallenverb­oten drohen, stellte der Klub und schloss mit der wohl wichtigste­n Aussage ab: „Der EC Panaceo VSV möchte sich auf diesem Wege bei den zwei betroffene­n Spielern entschuldi­gen.“

Wie es nun weitergeht? So einen Fall habe es in der heimischen Eishockey-Liga bisher nicht gegeben, beteuert Bammer. Dementspre­chend schwammig sind die Integrität­s-Bestimmung­en im „EBEL Game Book“definiert. Bisher zumindest. Sie zielen in erster Linie auf Team-Offizielle ab. Bammer: „Im Vorjahr gab es leider einen Fall. Dann wird die Rechtskomm­ission aktiv.“Einen Passus, der gegen rassistisc­he Zuschauer anwendbar ist, fehlt jedoch im fast 300 Seiten starken Konvolut.

Villach steht nichtsdest­otrotz ab sofort unter Beobachtun­g. Spieldeleg­ierte werden die Entwicklun­gen in der blau-weißen Szene nicht aus den Augen lassen. Allerdings haben VSV und Zagreb geplant, eine gemeinsame Aktion ins Leben zu rufen. So wird der VSV ein Anti-Rassismus-Video veröffentl­ichen. Und mit den Kroaten gibt es eine „Null Toleranz“-Aktion von Zagreb- und VSV-Spielern. „Vielleicht ziehen andere EBEL-Klubs mit“, hofft Medvescak-Boss Michael Markota.

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