Gemeinsamer Appell zu null Toleranz
Dunkelhäutige Zagreb-Spieler waren das Ziel rassistischer Attacken in Villach. Schuldigen drohen harte Konsequenzen.
In einem Krisenfall greift der Flugzeug-Pilot zu einer Checkliste. Punkt für Punkt werden die Maßnahmen abgearbeitet, die einen Absturz verhindern sollen. Es war wie ein Strömungsabriss, der ansonsten heilen Eishockey-Welt, als Zagreb-Offizielle am Sonntagabend im Liga-Hauptquartier angerufen hatten. Sie schilderten, dass ihre beiden dunkelhäutigen Spieler Greg Mauldin und Jordan Samuels-Thomas Ziel von rassistischen Attacken geworden seien. „Wir haben sofort Hallen-Videos studiert. Leider war kein Spieldelegierter vor Ort, der neutral darüber beklar richtet hätte“, schildert Liga-Integritäts-Verantwortlicher Axel Bammer. Sofort erfolgte die Kontaktaufnahme mit dem VSV. Bammer: „Vom Klub kam sofort das Signal, zu einer lückenlosen Aufklärung beitragen zu wollen und sah sich in der Verantwortung für weitere Schritte.“Zuerst mit einer Stellungnahme auf Facebook, später auch via Mail. Darin gab der VSV rassistische Handlungen von Zuschauern zu, hielt aber gleichzeitig fest, dass jede Form von Diskriminierung nicht toleriert wird. Sollten die betreffenden Personen ausfindig gemacht werden, könnten Konsequenzen bis hin zu Hallenverboten drohen, stellte der Klub und schloss mit der wohl wichtigsten Aussage ab: „Der EC Panaceo VSV möchte sich auf diesem Wege bei den zwei betroffenen Spielern entschuldigen.“
Wie es nun weitergeht? So einen Fall habe es in der heimischen Eishockey-Liga bisher nicht gegeben, beteuert Bammer. Dementsprechend schwammig sind die Integritäts-Bestimmungen im „EBEL Game Book“definiert. Bisher zumindest. Sie zielen in erster Linie auf Team-Offizielle ab. Bammer: „Im Vorjahr gab es leider einen Fall. Dann wird die Rechtskommission aktiv.“Einen Passus, der gegen rassistische Zuschauer anwendbar ist, fehlt jedoch im fast 300 Seiten starken Konvolut.
Villach steht nichtsdestotrotz ab sofort unter Beobachtung. Spieldelegierte werden die Entwicklungen in der blau-weißen Szene nicht aus den Augen lassen. Allerdings haben VSV und Zagreb geplant, eine gemeinsame Aktion ins Leben zu rufen. So wird der VSV ein Anti-Rassismus-Video veröffentlichen. Und mit den Kroaten gibt es eine „Null Toleranz“-Aktion von Zagreb- und VSV-Spielern. „Vielleicht ziehen andere EBEL-Klubs mit“, hofft Medvescak-Boss Michael Markota.